05.03.2023

Weltweit: „Die größte Christenverfolgung aller Zeiten“

Sonntag Reminiszere: Christen sollen für Verfolgte beten

Hannover/Kelkheim/Berlin (IDEA) – Weltweit können immer mehr Christen ihren Glauben nicht frei praktizieren. Die Verfolgung, Unterdrückung und Diskriminierung aus religiösen Gründen nimmt seit Jahren zu. Der Bundesregierung zufolge haben 56 Länder Gesetze, die religiöse Minderheiten benachteiligen.

Das überkonfessionelle Hilfswerk Open Doors (Kelkheim bei Frankfurt am Main) spricht gar von der „größten Christenverfolgung aller Zeiten“. Mehr als 360 Millionen Christen seien wegen ihres Glaubens intensiver Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt. Das Hilfswerk gibt jedes Jahr einen Weltverfolgungsindex heraus, der die Situation in 50 Ländern beschreibt, in denen Christen „in einem sehr hohen bis extremen Maß“ der Verfolgung ausgesetzt sind.

Seit 2010 ruft die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Kirchen und Gemeinden auf, am Kirchensonntag „Reminiszere“ besonders für bedrängte und verfolgte Glaubensgeschwister zu beten und sich auch auf andere Weise für diese einzusetzen.

Es handelt sich um den zweiten Sonntag in der Passionszeit; in diesem Jahr ist es der 5. März. Die lateinische Bezeichnung „Reminiszere“ bezieht sich auf die Bitte in Psalm 25,6: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit!“

Äthiopien – ein geschundenes und verwundetes Land

In den Mittelpunkt des diesjährigen Gedenkens stellt die EKD die Situation in Äthiopien. Es sei eines der ältesten christlichen Länder und habe ein ungemein reiches spirituelles und kulturelles Erbe. „Gleichzeitig ist Äthiopien heute ein geschundenes und verwundetes Land“, so Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber.

Durch Dürre, Hunger und den Krieg in der Region Tigray hätten Hunderttausende ihr Leben verloren. 2,5 Millionen Menschen seien auf der Flucht und bedeutende Kirchen und Klöster durch den Krieg gefährdet. Die Ursachen für die Konflikte seien von außen schwer zu durchschauen.

„Dass es aber zu einer humanitären Katastrophe gekommen ist, ist ein Skandal!“, sagt Bosse-Huber. Es sei bitter, dass auf allen Seiten der Kämpfe auch Christen beteiligt seien. Von den etwa 120 Millionen Einwohnern des Landes am Horn von Afrika sind rund 60 Prozent Christen, 34 Prozent Muslime und der Rest Anhänger ethnischer Religionen sowie Agnostiker.

Verfolgung, Intoleranz und Diskriminierung

Nach Angaben von Open Doors erleben alle christlichen Gemeinschaften in Äthiopien Verfolgung, Intoleranz und Diskriminierung in unterschiedlichem Maße. So würden Christen aus protestantischen Freikirchen von der örtlichen Regierung und der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche angegriffen.

Christen muslimischer Herkunft und Christen, die aus der orthodoxen Kirche zu einer anderen Denomination gewechselt sind, würden von ihrer Familie und ihrem sozialen Umfeld schlecht behandelt. Auch die Verfolgung von Christen, die traditionelle afrikanische religiöse Praktiken verlassen haben, habe zugenommen. In einigen Gebieten würden Christen ausgegrenzt.

Christinnen werden entführt und vergewaltigt

Die Rechte von Christinnen würden häufig durch Entführungen und Zwangsverheiratungen mit Nichtchristen verletzt. Vergewaltigung werde zur Bestrafung eingesetzt und führe zur Isolation im sozialen Umfeld; die Familie sei geschändet. Christinnen muslimischer Herkunft erlebten die schwersten Übergriffe. Sie riskierten die Ausgrenzung aus ihrer Familie, Hausarrest, körperliche Misshandlung und den Verlust ihres Erbes sowie des Sorgerechts für ihre Kinder.

 

Feministische Außenpolitik nicht ohne Religionsfreiheit

Im Blick auf die von der Bundesregierung propagierte „Feministische Außenpolitik“ fordert der Referent für internationalen Religionsdialog der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, Richard Ottinger (Berlin), das Anliegen der Religionsfreiheit stärker zu berücksichtigen.

Christen seien aufgefordert, „Druck auf die Bundesregierung auszuüben und diese zu einem Kurswechsel ihres religionsblinden Feminismus zu bewegen“, schrieb er in der katholischen Zeitung „Die Tagespost“ (Würzburg). In den Leitlinien des Auswärtigen Amtes unter Ministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) heißt es, eine Feministische Außenpolitik achte stärker auf Menschen, „die aufgrund ihrer Herkunft, Religion, Geschlechtsidentität, Behinderung, sexueller Identität oder anderen Gründen an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden“.