13.03.2023

Deutschland: Kirchentag schließt Lebensschützer aus

Betroffen sind die Organisationen ALfA, KALEB und „Hilfe zum Leben“

Fulda/Nürnberg (IDEA) – Der Deutsche Evangelische Kirchentag (Fulda) hat drei Lebensrechtsgruppen von der Teilnahme am Kirchentag in Nürnberg ausgeschlossen: die Organisationen „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA/Fulda), KALEB (Kooperative Arbeit Leben Ehrfürchtig Bewahren/Chemnitz) und „Hilfe zum Leben“ (Pforzheim). Das bestätigte die Pressesprecherin des Kirchentages, Milena Vanini, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Das Protestantentreffen findet vom 7. bis 11. Juni statt. Die drei Gruppen wollten – wie bei früheren Kirchentagen – jeweils mit einem Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ ihre Arbeit vorstellen. Die Ablehnung sei nicht aufgrund ihrer Themen, sondern „aufgrund ihres Verhaltens bei vergangenen Kirchentagen“ erfolgt, erklärte Vanini. Eine konkretere Begründung nannte sie auf Nachfrage von IDEA nicht. Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ seien auch in Nürnberg Gruppen vertreten, „die Schwangerschaftsberatungen anbieten und lebensbejahende Positionen vertreten“, so die Sprecherin. Als Beispiele nannte sie etwa die katholische Schwangerschaftsberatungsorganisation „donum vitae“ (Geschenk des Lebens/Bonn), den Fachverband für Sexualethik und Seelsorge innerhalb der Evangelischen Diakonie „Weißes Kreuz“ (Ahnatal bei Kassel) sowie die Organisation „Perle“ (Aalen), die Beratung über natürliche Empfängnisverhütung anbietet.

Möglicher Hintergrund: Konflikt in Dortmund

Möglicher Hintergrund des Ausschlusses ist ein Konflikt um den KALEB-Stand auf dem Kirchentag 2019 in Dortmund. Die ehrenamtliche Hallenleitung hatte die Verteilung von kleinen Modellen kritisiert, die die Größe des Embryos in der zehnten Schwangerschaftswoche zeigten. Die Embryonen würden wie Massenware verteilt, und sie lägen in den Ecken herum, lautete der Vorwurf. Außerdem seien sie aus Plastik. In einem Gespräch mit der Marktleitung hatten die Vertreter von KALEB sich schließlich auf eine „defensive Verteilung“ der Modelle geeinigt.

ALfA-Vorsitzende Kaminski äußert Unverständnis

Die ALfA-Vorsitzende Cornelia Kaminski (Fulda) äußerte in einer Pressemitteilung Unverständnis über die Ablehnung der Lebensrechtsgruppen. Der Schutz des menschlichen Lebens in allen Phasen seiner Existenz sei die Aufgabe aller Christen und des Staates. Deshalb sei es „höchst verwunderlich, dass die Leitung des evangelischen Kirchentags beschlossen hat, ausgerechnet die ehrenamtlichen Organisationen auszuschließen, die sich genau dieser Aufgabe verschrieben haben und ihr unter hohem persönlichem Einsatz nachgehen“. Trotz mehrfachen Bittens sei kein Präsidiumsmitglied des Kirchentages bereit gewesen, eine Begründung für den Ausschluss anzugeben oder der Bitte um ein klärendes Gespräch nachzukommen. ALfA sei seit Jahren auf dem „Markt der Möglichkeiten“ vertreten. Dabei sei es nie zu einer Verwarnung wegen der Verwendung von unangemessenem Material gekommen. KALEB-Geschäftsführer Albrecht Weißbach erklärte zu dem Ausschluss gegenüber IDEA: „Die Wahrheit über die Würde des Menschen kann man nicht aufhalten, wer es versucht, gräbt sich selbst das Wasser ab.“ Ihm tue es weniger um die Einschränkung für KALEB leid, als vielmehr um die Kirche selbst, „die nun nach dem zweiten Glaubensartikel über den Erlöser Jesus Christus auch noch den ersten Glaubensartikel über den Schöpfer aufzugeben scheint“.