28.11.2023

Israel: Jerusalemer Propst kritisiert Kirchen in Israel

Joachim Lenz: Sie sagen meist nichts zum Terror der Hamas

Düsseldorf/Jerusalem (IDEA) – Der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Israel, Propst Joachim Lenz, hat kritisiert, dass die meisten Kirchen im Heiligen Land den Terror der radikalislamischen Hamas nach wie vor nicht benennen. Er kenne keine Kirchenoberhäupter, die Juden hassten: „Das sind schon Friedensmänner. Aber sie sagen praktisch nichts zum Terror“, äußerte Lenz in einem Interview mit der Pressestelle der Evangelischen Kirche im Rheinland. Es gebe zwei Ausnahmen, den anglikanischen Erzbischof Hosam Naoum und den Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Pierbattista Kardinal Pizzaballa. Beide sprächen vom „Massaker der Hamas“. Wie Lenz weiter ausführte, fühlt sich Israel von der Welt alleingelassen. Sogar Deutschland gelte in Israel seit der Enthaltung bei der letzten Gaza-Resolution in der UN-Vollversammlung nicht mehr als verlässlicher Partner. Aber auch die palästinensische Seite habe das Gefühl, alleine dazustehen. Lenz: „Beide Empfindungen sind aus meiner Sicht nicht richtig, aber subjektiv ist das der starke Eindruck.“ Seit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober herrsche im Land eine große Sprachlosigkeit, die dazu geführt habe, dass alle Versöhnungsprojekte auf Eis liegen. „Es besteht keinerlei gegenseitiges Verständnis, und wir deutsche Evangelische hängen genau dazwischen“, so Lenz. Die Christen in Israel seien nicht diejenigen, die neue Perspektiven eröffnen könnten. Sie könnten aber versuchen, Begegnungs- und Gesprächsräume offenzuhalten. „Wir wollen mit beiden Seiten reden und werden für beide Seiten beten. Ganz fromm und schlicht gesagt: Wenn es einen Friedefürsten gibt, ist auch Friede möglich. Wenn es einen Erlöser gibt, ist Erlösung möglich. Und das nicht erst im himmlischen Jerusalem, sondern schon im irdischen“, sagte der Theologe. Er bezeichnete die Zweistaatenlösung als einzige Möglichkeit für das Land.