01.08.2024
Irak: Vor zehn Jahren begann das Massaker im Sindschar an den Jesiden
Shelter Now will Hilfe für jesidische Flüchtlinge in Kurdistan
Baadre/Braunschweig (IDEA) – An das Schicksal der Jesiden hat das christliche Hilfswerk Shelter Now erinnert. Das Massaker der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) an dieser monotheistischen Religionsgemeinschaft in der Region Sindschar (Nordirak) jährt sich am 3. August zum zehnten Mal. 2014 wurden 10.000 Jesiden ermordet, mehr als 6.000 Frauen und Kinder entführt und versklavt. Die betroffenen Frauen erlitten jahrelang Vergewaltigungen, Schläge und Demütigungen. Rund 400.000 Menschen flohen in die Autonome Region Kurdistan. Noch heute lebten dort, so Shelter Now Germany (Braunschweig) in einer Pressemitteilung, mindestens 200.000 Vertriebene. Laut dem deutschen Direktor des Hilfswerks, Matthias Stechert, sind die Bedingungen in den Flüchtlingslagern schwierig. In ihre Heimatregion Sindschar wollten sie aber aufgrund der unsicheren Lage nicht zurückgehen. Wie Stechert auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA erläuterte, ist diese für Jesiden weiterhin gefährlich: „Auch wenn der IS vertrieben wurde, leben jetzt viele Muslime in der Gegend, die den Jesiden gegenüber nicht freundlich eingestellt sind. Von vielen Muslimen wird der jesidische Glaube als verboten und schlecht angesehen.“ Jesiden müssten also weiterhin Verfolgung und Benachteiligung aufgrund ihrer Religion befürchten. Außerdem seien viele Häuser im Sindschar weiterhin zerstört. Eine Rückkehr und ein Neuanfang erforderten also auch einen großen wirtschaftlichen Einsatz, so Stechert.
Zentrum für Traumabewältigung aufgebaut
Shelter Now hat nach eigenen Angaben bisher rund 1,35 Millionen Euro Spenden für Hilfsprojekte in der Autonomen Region Kurdistan verwendet. Nach einer Zeit der Nothilfe gehe der Trend nun zu langfristiger Hilfe. Darunter sei ein Zentrum für Traumabewältigung in der Kleinstadt Baadre. In einem Montessori-Kinderzentrum ebenfalls in der Stadt kämen täglich 300 Gäste aus einem Flüchtlingscamp zu Lernkursen und Sport zusammen. Der Deutsche Bundestag hat die Ermordung und Vertreibung der Jesiden durch den IS 2023 offiziell als Völkermord anerkannt. Shelter Now arbeitet seit 1988 in Afghanistan und seit 2014 in der Autonomen Region Kurdistan. Es hilft Notleidenden vor allem durch humanitäre, Bildungs- und landwirtschaftliche Projekte. Von 1983 bis 2016 arbeitete das Hilfswerk in Pakistan. Es finanziert seine Aktionen zu einem großen Teil aus privaten Spenden. Shelter Now International (Das englische Wort Shelter heißt übersetzt Schutzdach oder Zuflucht) besteht seit 1983.