06.12.2024
Deutschland: Prediger wegen Volksverhetzung verurteilt
Pforzheim: Andy Shamoon hatte den Staat zur Tötung Homosexueller aufgerufen
Pforzheim (IDEA) – Ein Prediger der Gruppierung „Baptistenkirche Zuverlässiges Wort“ ist vom Amtsgericht Pforzheim wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von 6.000 Euro verurteilt worden. Der aus Österreich stammende Andy Shamoon (Wien) war selbst nicht zur Verhandlung erschienen. Wie der Direktor des Amtsgerichts, Oliver Weik, IDEA gegenüber bestätigte, sah es die zuständige Richterin als erwiesen an, dass Shamoon den Staat in einer im Internet verbreiteten Predigt zur Hinrichtung von Homosexuellen aufgerufen hatte. Der Prediger spreche ihnen das Existenzrecht ab und mache deutlich, dass sie seiner Meinung nach den Tod verdient hätten. Der Angeklagte habe sich dabei nicht nur auf Bibelstellen berufen, sondern seine Worte ausdrücklich auf die heutige Zeit und explizit auf sexuelle Minderheiten bezogen. Shamoons Anwalt hatte hingegen darauf verwiesen, dass das Zitieren und die Auslegung von Bibelstellen zur Religionsausübung gehöre. Selbst die Forderung nach einer Todesstrafe sei zudem laut Bundesverfassungsgericht von der Meinungsfreiheit gedeckt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, da Shamoon innerhalb einer Woche entweder in Berufung gehen oder Revision einlegen kann.
Hetze gegen Juden und christliche Prediger
Die Gruppierung, der nach Schätzungen deutschlandweit nur ein paar Dutzend Personen nahestehen, war in der Vergangenheit schon häufiger durch ihr aggressives Vorgehen aufgefallen und wird mittlerweile auch vom baden-württembergischen Verfassungsschutz beobachtet. So hatten Vertreter der Sekte auch gegen andere Gruppen und Personen gehetzt und sich unter anderem antisemitisch geäußert. Auch der freikirchliche Bibellehrer und Evangelist Lothar Gassmann (Pforzheim) ist bereits ins Visier der Gruppierung geraten. Sie verbreitet unter anderem Videos, in denen Gott um die Tötung des Theologen gebeten wird. Neben Gassmann waren auch andere prominente Christen bereits Ziel der Angriffe, darunter der Pastor der evangelischen St.-Martini-Kirchengemeinde in Bremen, Olaf Latzel, sowie der katholische Theologe und Leiter des ökumenischen Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl.
Keine Verbindung zum BEFG
Laut der Fachstelle für Weltanschauungsfragen der badischen Landeskirche ist die Gruppierung Teil der „Faithful Word Baptist Church“ in Tempe (US-Bundesstaat Arizona), hegt sonst aber keinerlei Interesse an Ökumene oder einer anderen Form der Zusammenarbeit oder der Gemeinschaft mit christlichen Gemeinden. Sowohl die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Pforzheim (Baptisten) als auch der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) hatten die Aussagen der Gruppierung bereits in der Vergangenheit verurteilt. Auf IDEA-Anfrage hatte der BEFG mitgeteilt, dass die Sekte in keiner Beziehung zum Bund stehe. Leider sei die Bezeichnung „Baptisten“ kein geschützter Begriff, so dass sich auch eine solche Gruppierung so nennen dürfe.