09.12.2024
Usbekistan: Abbruch von Gemeindehaus einer Baptistengemeinde in Urgentsch und einer Moschee in Taschkent
AKREF-A/09.12.24 - Am 25. April 2024 wurde der Abbruch von zwei im Bau befindlichen Gebäuden der dem Rat der Baptistengemeinden angehörigen Gemeinde in Urgentsch von den Behörden angeordnet. Die Abbrucharbeiten wurden begonnen und nach Protesten ausgesetzt. Den Baptisten wurde nicht gestattet, den Schaden zu reparieren oder die Gebäude fertig zu bauen. Beamte erklärten hingegen, dass sie entschlossen wären, den Abbruch früher oder später zu Ende zu führen. Diese Drohung wird nun umgesetzt.
Am 4. Dezember erschienen Gerichtsvollzieher und Polizeibeamte mit Fahrzeugen, Geräten und Werkzeug für den Abbruch. Bis 5. Dezember waren der Großteil des Dachs, der Wände und Böden des Gemeindehauses zerstört. Die Regierung ist nach Aussagen der Baptisten entschlossen, nach dem Gemeindehaus auch das zweite Gebäude, das im Bau befindliche Wohnhaus eines Mitglieds der Gemeinde, abzubrechen. Die Baptistengemeinde hatte Teile eines Grundstücks in der Nähe des Flughafens von Urgentsch legal erworben, eine Baugenehmigung erwirkt und begann mit dem Bau. Mullah Kavandyk Rajabov behauptete, das Verfahren zum Abbruch der zwei Gebäude erwirkt zu haben. Er begründete diesen Schritt damit, dass er keine christlichen Aktivitäten in seinem Wohngebiet tolerieren würde. Ein Gerichtsbeamter versicherte hingegen, der Antrag sei vom Leiter des zuständigen Grundbuchamts eingebracht worden. Entgegen aller Rechtsnormen wurden keine Vertreter der Baptistengemeinde als Partei zu der entscheidenden Gerichtsverhandlung geladen. In der gerichtlichen Anordnung des Abbruchs der Gebäude wurde behauptet, es handle sich um Ackerland. Die Käufer der übrigen Teile des anlässlich des Verkaufs geteilten Grundstücks haben allerdings ungehindert Gebäude auf ihren Grundstücken errichtet und es sind keine Abbruchverfügungen ergangen.
Zur gleichen Zeit wird die als Imam al-Bukhari Moschee bekannte, Moschee mit der offiziellen Bezeichnung Muhammad Ismoil Moschee im Stadtbezirk Shaykhontohur in Taschkent abgebrochen. Der Abbruch erfolgt durch ein unbekanntes Unternehmen bzw. eine unbekannte Person mit voller Unterstützung durch das Regime, erklärten Muslime, die aus Furcht vor staatlichen Repressalien nicht namentlich genannt werden wollen, gegenüber Forum 18. Laut Angaben örtlicher Muslime hatten sich vor ihrer Schließung 2009 manchmal bis zu 2.000 Personen in dieser Moschee zum Gebet versammelt.
Bis 5. Dezember war bereits fast die Hälfte des Moscheegebäudes, darunter das Dach, ein Großteil der Wände und die Kuppel abgebrochen.
Das Gebäude und Grundstück der Moschee war bereits 2016 von der Stadtverwaltung Taschkent an ein Autowaschunternehmen verkauft worden. Dieses verkaufte die Immobilie 2022 an eine unbekannte Person oder Gesellschaft. Im Dezember 2024 weigerten sich mit dem Abbruch beschäftigte Arbeiter, Anwohnern des Stadtbezirks Shaykhontohur die Identität des neuen Besitzers bekanntzugeben, erklärten jedoch, dass auf dem Grundstück ein Geschäftszentrum errichtet würde. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Premierminister Abdulla Aripov im Juni 2024 gedroht hatte, Moscheen zu beschlagnahmen und die Immobilien kommerziellen Zwecken zuzuführen.
Sowohl die Baptisten in Urgentsch als auch die Muslime des Stadtviertels von Taschkent, in dem die Imam al-Bukhari Moschee gelegen ist, hatten die Behörden ersucht, die Abbrucharbeiten zu stoppen und ihre Gebäude wiederherstellen und benutzen zu dürfen.
Quelle: Forum 18, Oslo (Bericht vom 6. Dezember 2024)
Deutsche Fassung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der ÖEA