19.12.2024

Deutschland: „Antikolonialistischer Weihnachtsmarkt“- Strafanzeige der Landeskirche

EKHN: Bilder von der Veranstaltung sind „zutiefst verstörend"

Darmstadt (IDEA) – Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat wegen des „Antikolonialistischen Friedensweihnachtsmarkts“ der evangelischen Michaelsgemeinde in Darmstadt Strafanzeige gestellt. Das teilte die Landeskirche auf ihrer Internetseite mit. Hintergrund sind Vorwürfe des Journalisten Tobias Huch. Er hatte auf der Internetplattform „X“ (vormals „Twitter“) geschrieben, bei der Veranstaltung sei antisemitische Propaganda verbreitet worden. Dazu veröffentlichte er Fotos, auf denen u.a. Schriften mit der Parole „From the river to the sea, palestine will be free“ (Vom Fluss bis zum Meer, wird Palästina frei sein) zu sehen sind. Der Slogan wird vom Bundesinnenministerium als Kennzeichen der palästinensischen Terrorgruppe Hamas eingestuft. 

Kirchenvorstand zur Distanzierung aufgerufen

Die EKHN erklärte, die Bilder und Berichte über den Weihnachtsmarkt seien „zutiefst verstörend“. Antisemitismus dürfe in der Kirche keinen Platz haben. „Eine pauschal israelfeindliche und delegitimierende Wortwahl und der Verkauf von Gegenständen mit Symbolen, die in Verbindung mit der Terrororganisation Hamas und dem Anzweifeln des Existenzrechts Israels stehen, sind für uns inakzeptabel.“ Die Landeskirche habe den Kirchenvorstand aufgefordert, sich von der Veranstaltung zu distanzieren. Daraufhin habe der Gemeindepfarrer gegenüber der Kirchenverwaltung erklärt, dass sich die Michaelsgemeinde von jeglicher Form der Menschenverachtung distanziere, darunter verstehe er selbstverständlich auch Rassismus und Antisemitismus. Die Landeskirche behalte sich weitere rechtliche Schritte gegen die Gemeinde vor. 

Kritik von Jüdischer Gemeinde und Oberbürgermeister

Auch die Jüdische Gemeinde Darmstadt teilte auf ihrer Internetseite mit, sie habe Strafanzeige gegen die Michaelsgemeinde erstattet. Bei dem „Antikolonialistischen Friedensweihnachtsmarkt“ seien „sämtliche Register gezogen worden, um Israel zu dämonisieren und zu delegitimieren“, erklärte ihr Vorsitzender Daniel Neumann. Der Darmstädter Oberbürgermeister Hanno Benz (SPD) kritisierte die Kirchengemeinde in einer Pressemitteilung. „Die Unterstützung solcher Veranstaltungen und Haltungen widerspricht den Werten der Nächstenliebe, des Respekts und der Toleranz, die doch im Christentum verankert sind. Eine solche Veranstaltung unter dem Dach einer evangelischen Gemeinschaft durchzuführen, ist deshalb unerträglich“, so der Politiker.