15.02.2024

Deutschland: Gemeinde gibt geschichtsträchtige „Kirche am Kolk“ auf

Wuppertal: Sie ist die älteste lutherische Kirche im Stadtteil Elberfeld

Wuppertal (IDEA) – Die Evangelische Kirchengemeinde Elberfeld Nord trennt sich von der geschichtsträchtigen „Alten lutherischen Kirche am Kolk“. Das habe das Presbyterium (Kirchenvorstand) aus finanziellen Gründen beschlossen, erklärte Pfarrer Joachim Hall auf der Internetseite der Gemeinde. Wegen des Mitgliederschwundes bekomme die Gemeinde deutlich weniger Kirchensteuern ausgezahlt. Prognosen zufolge werde die Zahl der Mitglieder von gegenwärtig 8.300 bis zum Jahr 2030 auf 6.000 zurückgehen. Auf die Gemeinde kämen erschwerend weitere Belastungen hinzu. So müsse sie für die Sanierung ihrer Friedhöfe in den kommenden Jahren rund 4,3 Millionen Euro an den Christlichen Friedhofsverband zahlen. „Wir haben schon ein Pfarrhaus und weitere Immobilien verkauft und die Zahl der Pfarrstellen von 3,75 auf zwei Pfarrstellen reduziert, aber dennoch läuft die Konsolidierung noch nicht gut genug, und wir müssen weitere Schritte unternehmen, um als Gemeinde handlungsfähig zu bleiben“, so Hall. Der andere Gemeindepfarrer Jonathan Hong sagte, die „Kirche am Kolk“ sei mit ihrer lutherischen Tradition einmalig in Wuppertal und habe engagierte Mitarbeiter. Das Gemeindeleben in der Kirche sei aber so weit zurückgegangen, dass es nicht mehr im Verhältnis zu den Unterhaltskosten stehe. Die Kirche soll in den kommenden Monaten entwidmet werden. Die Vermarktung des Gebäudes werde „sich sicherlich hinziehen“, erklärte die Presbyteriumsvorsitzende Dorothee Kleinherbers-Boden. Bis zu einem Verkauf könne die Kirche gegebenenfalls weiter für Veranstaltungen genutzt werden.

Kritik von Gemeindemitgliedern

Laut einem Bericht der „Westdeutschen Zeitung“ übten Gemeindemitglieder bei einer Gemeindeversammlung heftige Kritik an der geplanten Entwidmung. Der Vorsitzende der Elberfelder CDU, Joachim Knorr, bezeichnete sie als einen „schwerwiegenden Fehler“. Die „Kirche am Kolk“ sei als „Wiege des Protestantismus“ in Wuppertal von großer Bedeutung und habe durch ihr markantes Äußeres und den Standort in der Innenstadt von Elberfeld einen hohen „Werbewert“. Ihre Aufgabe habe „etwas von Kapitulation und Untergang“, zumal in der Nähe ein repräsentativer Moscheeneubau entstehe. Die „Alte lutherischen Kirche am Kolk“ wurde 1752 als erste lutherische Kirche in Elberfeld eingeweiht. In ihr werden Gottesdienst in der lutherischen Liturgietradition gefeiert.