02.07.2024

Pakistan: Junger Christ seit fünf Jahren in Haft

(IDEA) Am 1. Juli jährt sich die Inhaftierung des jungen Christen Nouman Asghar wegen angeblicher Blasphemie in Pakistan zum fünften Mal. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA hatten den heute 25-Jährigen zum „Gefangenen des Monats Juli 2023“ benannt und dazu aufgerufen, sich für ihn einzusetzen und für ihn zu beten.

Der junge Mann soll in einem öffentlichen Park um 3.30 Uhr einer Gruppe von neun bis zehn Personen Bilder gezeigt haben, die den islamischen Propheten Mohammed beleidigen. Seine Familie bezeugt jedoch, dass er zu dem Zeitpunkt zu Hause in seinem Bett lag. Trotzdem wurde Asghar am 30. Mai 2023 in der Stadt Bahawalpur (Provinz Punjab) wegen Blasphemie zum Tode verurteilt.

Sein Cousin Sunny Waqas war ebenfalls wegen angeblicher Gotteslästerung bereits am 29. Juni 2019 verhaftet worden. Er kam am 3. Februar 2023 gegen Kaution frei, nachdem sich weltweit Menschen für seine Freilassung eingesetzt hatten.

Noch mindestens vier Jahre in Haft erwartet

Auf Nachfrage von IDEA erklärte Asghars Verteidigerin Aneeqa Anthony (Lahore), dass es ihrem Mandanten seelisch nicht gut gehe. Er sitze mit anderen Häftlingen, denen ebenfalls Blasphemie vorgeworfen wird, in einer Zelle und wolle unbedingt freikommen. „Zu wissen, dass man nichts getan hat und eine Strafe zu erwarten hat, ist noch schwieriger – vor allem, wenn es das Todesurteil ist“, so die Anwältin.

Auch wenn die Todesstrafe seit Einführung der Blasphemiegesetze vor 30 Jahren noch nie vollstreckt wurde, habe Asghar Angst davor. Die Juristin: „Der Radikalismus und Rassismus auf religiöser Basis in Pakistan nimmt gefährlich zu, so dass jeder, der mit Blasphemie zu tun hat, gefährdet ist.“ Daher freue sich ihr Mandant auf seine Anhörung vor dem Obersten Gerichtshof, wo die Anwältin Berufung eingelegt hat. Allerdings werde das gesamte Verfahren noch etwa vier Jahre dauern.

Mitangeklagter Cousin Sunny Waqas floh aus Pakistan

Wie sie weiter berichtet, war Asghars mitangeklagter Cousin Sunny Waqas nach seiner Freilassung auf Kaution sehr ängstlich. Er habe gewusst, dass das Gericht, das auch seinen Cousin verurteilt habe, ihn niemals freisprechen würde. Um dem Schicksal Asghars zu entkommen, habe er es vorgezogen, sein Land und seine Familie zu verlassen und anderswo Asyl zu suchen. Den Ort wollte die Anwältin aus Sicherheitsgründen nicht nennen.

Angehörige religiöser Minderheiten, etwa Christen, werden überproportional häufig der Gotteslästerung bezichtigt. Von den über 230 Millionen Einwohnern Pakistans sind 96 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen und ein Prozent Hindus.