09.07.2024

Algerien: Pastorenehepaar freigesprochen

Beiden Christen drohte jeweils ein Jahr Haft

Beni Douala (IDEA) – Bei einem Berufungsverfahren in Algerien hat ein Gericht einen Pastor und dessen Frau freigesprochen. Das berichtet das überkonfessionelle Hilfswerk Open Doors (Kelkheim bei Frankfurt am Main). Bei dem Ehepaar, das zu einem Jahr Haft verurteilt worden war, handelt es sich um Ahcene Ferchiche und dessen Frau. Sie leiten eine Freikirche in Beni Douala in der nördlichen Küstenprovinz Tizi Ouzou und sind Teil des Dachverbandes protestantischer Kirchen Algeriens (Église Protestante d’Algérie/ EPA). Zum Hintergrund: Die Polizei suchte im November 2021 das christliche Paar auf und verlangte nach Angaben des Pastors eine Genehmigung, um die christliche Religion auszuüben. Sie drohte ihm mit Verhaftung, wenn er ohne diese Erlaubnis weiterhin Gottesdienste abhielte. Zuvor hatte die Gemeinde bereits zehn Jahre ohne Probleme existiert. Im April 2023 schloss Ferchiche die Gemeinde aufgrund des massiven Drucks durch die Behörden. Wie Open Doors berichtet, verhinderte dies jedoch nicht, dass der junge Gemeindeleiter und seine Frau wegen „ungenehmigter Ausübung einer anderen Religion als des Islams“ strafrechtlich verfolgt wurden. Die Anklage basiert auf einer Verordnung aus dem Jahr 2006, in der die Bedingungen für die Ausübung nichtmuslimischer Religionen in Algerien festgelegt sind.

Open Doors: Nur kleiner Lichtblick

Laut Open Doors handelt es sich bei dem Freispruch um einen seltenen Lichtblick für die christliche Gemeinschaft in Algerien. Angesichts immer neuer und noch offener Verfahren gegen andere Christen sowie zahlreicher Kirchenschließungen sei der Druck nach wie vor sehr hoch. So sind noch Berufungsverfahren gegen den Vizepräsidenten der EPA, Youssef Ourahmane, sowie fünf Christen einer Kirche in Tizi Ghenif offen. Deren Fälle liegen aktuell beim Obersten Gericht Algeriens. Zum Verband EPA gehören 43 Gemeinden, die seit 2019 bis auf eine von den Behörden geschlossen wurden. Von den 45,6 Millionen Einwohnern Algeriens betrachten sich 99 Prozent als Muslime. Schätzungen zufolge leben rund 130.000 Christen im Land (0,3 Prozent der Bevölkerung). Der Islam ist die offizielle Staatsreligion, aber die algerische Verfassung erkennt das Recht auf freie Religionsausübung und Meinungsäußerung an. Auf dem Weltverfolgungsindex von Open Doors steht Algerien an 15. Stelle unter den Ländern, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.