16.07.2024

Ägypten: Missionswerk kämpft mit Ärztemangel und Inflation

250 Besucher kamen zum EMO-Jahresfest in Wiesbaden

Wiesbaden (IDEA) – Nach Angaben des Pastors und Leiters des Missionswerks Evangeliumsgemeinschaft Mittlerer Osten (EMO), Ralf Schilcher, genießen ägyptische Christen unter dem Präsidenten Abd al-Fattah as-Sisi heute mehr Religionsfreiheit als in den Jahren 2012 und 2013. „Viele christliche Familien haben während der kurzen Herrschaft der Muslimbruderschaft gelitten, wurden beraubt, degradiert oder anders geschädigt. Sie sind sehr froh über die derzeitige Stabilität“, sagte Schilcher auf Nachfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Anlass war das Jahresfest der EMO in Wiesbaden, zu dem rund 250 Besucher kamen. Die Veranstaltung stand unter dem Motto „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“, angelehnt an den Aufruf des Apostel Paulus im 1. Korintherbrief 16,14. In einer Predigt sagte Schilcher, es sei Gottes Wille, dass noch viel mehr Menschen in die Gemeinschaft mit ihm kommen. Der biblische Begriff der Liebe sei stark von der freiwilligen Lebenshingabe Jesu für alle Menschen und seiner Auferstehung von den Toten geprägt.

Was die Herausforderungen sind

Das Missionswerk ist insbesondere in Ägypten, Jordanien, im Sudan und bei der Flüchtlingsbetreuung in Deutschland aktiv. Ein Hauptprojekt ist das „Al-Germaniyya-Hospital“ im ägyptischen Assuan. Das 1913 gegründete Krankenhaus ist laut EMO ein wichtiger Teil des Gesundheitswesens in der oberägyptischen Region. Patienten aller Schichten, Religionen und Ethnien würden dort behandelt. Doch aufgrund der abgelegenen Lage Assuans sei es besonders herausfordernd, neue Ärzte zu gewinnen, so Schilcher. Es gebe eine hohe Fluktuation und es sei „eine ständige Anstrengung“, die verschiedenen Fachbereiche ausreichend mit kompetenten Ärzten stabil zu halten oder neu aufzubauen. Eine weitere Herausforderung ist laut Schilcher die massive Inflation. Der Wert des ägyptischen Pfunds sei gegenüber dem Euro fast halbiert. Der ägyptische Staat versuche, durch Verdoppelung des Mindestlohns gegenzusteuern, was die Arbeitgeber vor große Probleme stelle.

Was das Ziel der Arbeit der EMO ist

Neben den Diensten im Krankenhaus betreibt EMO in Assuan u.a. ein Gästehaus und eine Tageseinrichtung für Kinder mit Einschränkungen. Schilcher: „Alle diese Bereiche haben zum Ziel, die gute Nachricht von Jesus Christus durch Taten und Worte an die von dieser Nachricht noch unerreichten Volksgruppen der Region, vor allem Nubier und Beja, weiterzugeben“. In Deutschland unterstützen die EMO-Mitarbeiter Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund bei behördlichen Angelegenheiten und führen Glaubens- und Taufkurse durch. Das Missionswerk wurde 1900 von Pfarrer Theodor Ziemendorff (1837–1912) gegründet. Im nächsten Jahr feiert es sein 125-jähriges Jubiläum. Die EMO gehört zur Arbeitsgemeinschaft Evangelikaler Missionen (AEM).