17.07.2024

Indien: Vier Christen wegen angeblicher Bekehrungsversuche verhaftet

Katholischer Bischof: Gläubige werden zu Unrecht beschuldigt

Lucknow (IDEA) – Im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh hat die Polizei vier Christen, darunter einen Geistlichen, wegen angeblicher Bekehrungsversuche verhaftet. Das berichtete die Nachrichtenagentur AsiaNews am 15. Juli. Demnach soll sich der Vorfall laut einem örtlichen Polizeibeamten im Dorf Rammanawala ereignet haben, als dort eine christliche Gemeindeversammlung stattfand. Zwei Aktivisten der beiden hinduistischen Organisationen Vishwa Hindu Parishad (VHP) und Bajrang Dal hätten die Polizei informiert und behauptet, sie seien durch Lockmittel zur Konversion genötigt worden. Zum Hintergrund: In Uttar Pradesh gilt wie in einigen anderen indischen Bundesstaaten ein Anti-Konversionsgesetz. Es soll vor allem verhindern, dass Hindus zum christlichen Glauben übertreten. Der Generalsekretär der Hindu-Organisation VHP im Distrikt Moradabad, Pankaj Singh Pal, erstattete dem Bericht zufolge Anzeige gegen die vier Christen. Sie würden Menschen Geld, Kühlschränke, Fernseher, Fahrräder, Motorräder und Nähmaschinen geben, um so einen Religionswechsel zum Christentum zu erzwingen, so der Vorwurf.

Angriffe auf Christen nehmen zu

Der römisch-katholische Bischof von Lucknow, Gerald John Mathias, kritisierte gegenüber AsiaNews, dass die Polizei Christen allein aufgrund von Beschwerden festnehme, ohne Beweise für Gesetzesverstöße zu haben. Das Anti-Konversionsgesetz werde grob missbraucht, und Gläubige, vor allem Geistliche, würden oft zu Unrecht beschuldigt und verhaftet. „Die Zahl der Angriffe auf Christen und ihre gottesdienstlichen Versammlungen nimmt zu“, so der Bischof. Die christliche Gemeinschaft könne angesichts solcher Eingriffe, Einschüchterungen und Gräueltaten ihren Glauben nicht frei bekennen, praktizieren und verbreiten, wie es die indische Verfassung garantiere. Die jüngsten Verhaftungen sind Teil von zunehmenden Anfeindungen gegen Christen in Indien. Die Verfolgung geht vor allem von Hindu-Nationalisten aus. Katholische Kirchenleiter hatten am 12. Juli dem indischen Premierminister Narendra Modi bei einem Treffen ein Memorandum überreicht, in dem sie ihn baten, gegen Diskriminierung und Verfolgung von Christen anzugehen. Indien steht im Weltverfolgungsindex des Hilfswerks Open Doors auf Platz elf der Staaten, die Christen am stärksten verfolgen. Von den 1,4 Milliarden Einwohnern Indiens sind 72 Prozent Hindus, 14 Prozent Muslime und fünf Prozent Christen.