08.11.2024

Weltweit: Jüdischer Weltkongress - Juden sind in Deutschland nicht sicher

Vizepräsident Stern: Aus deutschen Floskeln zu Israel folgen keine Taten

New York (IDEA) – Jüdische Gemeinden sind weltweit bedroht. Das hat der geschäftsführende Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses (World Jewish Congress/WJC), Maram Stern (New York), im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Ausgabe vom 7. November) beklagt. Diese Entwicklung gehe so weit, dass Juden in Deutschland ihre Kinder von der Schule nähmen, weil sie gemobbt würden. „Fast jede jüdische Gemeinde auf der Welt hat derzeit Angst. Deutschland behauptet zwar, hier seien Juden sicher, aber das stimmt nicht. Die Hilferufe kommen täglich bei mir an.“ Ähnliches gelte für andere Länder wie Südafrika, aber auch für die USA, so Stern weiter. „Neuerdings verstecken sie sogar in New York die Kippa unter einem Basecap. Und ich sehe bei den Frauen die Halskette mit Davidstern kaum noch.“ Stern selbst stammt aus Deutschland und ist Nachkomme von Holocaustüberlebenden. Er kritisierte ferner, dass zwar in Deutschland immer die Rede davon sei, dass die Sicherheit Israels zur „deutschen Staatsräson“ gehöre und sich die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht wiederholen dürften. Daraus folgten jedoch keine Taten. „Ich bin schon lange genervt von diesen Floskeln. Ich höre sie tagein, tagaus. Wenn es drauf ankommt, bedeuten sie nichts. Ich erwarte als Deutscher von Deutschland viel mehr.“ Die Bundesrepublik müsse beispielsweise verhindern, dass Geld, das als Hilfe für Kriegsopfer gedacht sei, bei der Hamas ankomme.

„Deutschland könnte zweifellos mehr helfen“

Auch an der deutschen Außenpolitik übte Stern Kritik. Die Bundesrepublik habe mit Blick auf Israel eine besondere Verantwortung, liefere aber zu wenig Waffen. „Deutschland könnte zweifellos mehr helfen.“ Die Golfstaaten seien dagegen verlässliche Partner in ihrem Einsatz für die von der Hamas entführten Geiseln. „Katar wird im Westen gern kritisiert, aber Katarer und Saudis sind wichtige Partner für mich. Auch Bahrain.“ Die Katarer empfingen die Familien der Geiseln jederzeit. Dort spreche er mit dem Emir, dem Premierminister, dem Außenminister und den Sicherheitsberatern. Sein wichtigster Verbündeter im Kampf um die Geiseln sei jedoch „der liebe Gott“, so Stern. „Die Menschen verdrängen und vergessen. Sie wiegeln ab. Sie schieben die Schuld auf andere. Auf Gott ist Verlass.“ Der WJC wurde 1936 gegründet, um sich weltweit für jüdische Gemeinden einzusetzen. Er ist heute in 103 Ländern vertreten.