13.11.2024
Brasilien: Fast jeder vierte Indigene leidet an einer Suchterkrankung
Mehrere christliche Werke wollen kooperieren, um ihnen zu helfen
(IDEA) Mindestens 23 Prozent der indigenen Bevölkerung in Brasilien leiden an einer Suchterkrankung. Das berichtete der Präsident der Suchthilfeorganisation Blaues Kreuz in Brasilien, Rolf Hartmann (Blumenau im Süden Brasiliens), bei zwei Informationsabenden in St. Johann (Schwäbische Alb) und Ostfildern (bei Stuttgart). Er war für eine Woche in Deutschland, um sich mit Partnern für das Projekt „Suchthilfe für Indigene“ zu treffen. Hartmann berichtete weiter, dass häusliche Gewalt und Todesfälle durch Mord, Unfälle und Suizid in direkter Verbindung mit dem Alkoholmissbrauch der Ureinwohner stünden. Auch bei indigenen Kindern und Jugendlichen sei die Zahl der Abhängigen signifikant höher als in der Gesamtbevölkerung. Die aktuelle liberale Drogenpolitik der Regierung von Präsident Lula da Silva trage zur Verschärfung der Probleme bei: Entzug und Therapie würden weniger gefördert als in der Vergangenheit. Zudem erschwerten die Behörden Nichtregierungsorganisationen den Zugang zu den Indianerreservaten, obwohl die Indigenen deren Unterstützung wünschten. Hartmann betonte jedoch auch, dass die Sucht nur die Oberfläche tieferliegender Not bilde. „Gottes Wort, Medizin und Therapie“ wirkten zusammen, um die Menschen zu heilen.
Missionsreferent: Die Not der Indigenen ist kaum auszuhalten
Hartmann und der Missionsreferent der Deutschen Indianer Pionier Mission (DIPM/St. Johann), Martin Höfer, sondieren bereits seit 2018 die Möglichkeiten einer konkreten Zusammenarbeit. Das Blaue Kreuz kann dabei die Erfahrung im Umgang mit der Sucht einbringen, während die Mitarbeiter der DIPM ihrerseits über große Kenntnis der indigenen Kultur verfügen. Außerdem unterhält das Missionswerk Kontakte zu indigenen Gemeinden, die von sich aus um Hilfe bei der Bekämpfung der Sucht gebeten haben, so Höfer, der selbst zwölf Jahre als Missionar in Brasilien gelebt hat. Er berichtete, dass er schon mehrere gemeinsame Erkundungsreisen mit Mitarbeitern des Blauen Kreuzes in die Amazonasregion durchgeführt hat: „Die Situation ist kaum auszuhalten, wir sind mit so viel Not konfrontiert.“ Unterstützung erhalten die beiden Organisationen vom christlichen Entwicklungsdienst Coworkers International (Stuttgart) und der Gnadauer Brasilien-Mission (GBM/Schwieberdingen bei Ludwigsburg).
Weil Gott einen besseren Plan für Suchtkranke hat …
Vor Ort arbeiten die Werke vor allem mit christlichen Gemeinden und den indigenen Gemeinschaften zusammen. Hier sollen auch gezielt Suchthelfer gewonnen und ausgebildet werden. Der DIPM-Missionsreferent Sebastian Groß erläuterte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, wie die Hilfe konkret aussieht: „Verantwortliche laden uns ein, ja bitten uns, hier bewusst als Christen zu helfen. Weil Gott alle Menschen liebt und einen besseren Plan für ihr Leben hat“, gründe die DIPM gemeinsam mit dem Blauen Kreuz Therapiegruppen und bilde Mitarbeiter hierfür aus. Zudem vermittelten die Mitarbeiter betroffene Indigene in Entzugskliniken und begleiteten sie während ihres Aufenthalts. Darüber hinaus finanzierten die beteiligten Werke Lehr- und Lernmittel zur Prävention und böten auch entsprechende Kurse und Weiterbildungen an.