18.11.2024

Afghanistan: Deutscher Shelter-Now-Vertreter durfte das Land bereisen

Projektmanager Nielen besuchte unter anderem das Gehörlosenzentrum des Werkes

Braunschweig/Kabul (IDEA) Erstmals seit der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban 2021 in Afghanistan konnte wieder ein Vertreter der christlichen Hilfsorganisation Shelter Now aus Deutschland das Land bereisen: Projektmanager Johannes Nielen. Er besuchte unter anderem das seit 2005 bestehende Gehörlosenzentrum der Organisation in der Hauptstadt Kabul. Nach seinen Angaben berichteten viele Schüler, dass die Eltern nicht mit ihnen kommunizieren können oder ihnen die Gebärdensprache verbieten. Sie sähen daher die Schule als ihr „zweites Zuhause“ an, weil sie sich hier verstanden fühlten, so Nielen laut einer Mitteilung von Shelter Now Germany mit Sitz in Braunschweig. Unter den 15 Schulen für Gehörlose in Afghanistan sei das von dem Hilfswerk getragene Zentrum das einzige, das auch erwachsene Männer und Frauen aufnimmt, sagte Nielen. Nach Angaben des Werkes braucht das Gehörlosenzentrum dringend weitere finanzielle Unterstützung, um seine Arbeit für die rund 40 Schüler fortsetzen zu können.

Jeder vierte Afghane weiß nicht, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll

Nielen und der deutsche Shelter Now-Direktor Matthias Stechert äußerten sich ferner besorgt über die immer dramatischere Ernährungslage in Afghanistan. Laut dem Welternährungsprogramm WFP wisse einer von vier Afghanen nicht, wo die nächste Mahlzeit herkommen soll. Insgesamt leben nach Angaben des WFP 44,5 Millionen Menschen in dem zentralasiatischen Land. Besonders von der Not betroffen sind laut Nielen auch Minderheiten wie die von ihm besuchten halbnomadischen Kuchis, die in einfachen Zelten isoliert von der übrigen Bevölkerung leben. Shelter Now hatte ihnen durch ein Mikrokredit-Projekt bei der Aufstockung ihrer Schafherden geholfen. Am Rande der Gesellschaft stehe auch die Volksgruppe der Chalou, die bei offiziellen Verteilungen von Hilfsgütern oft leer ausgingen, so das Werk. Nachdem deren Hüttensiedlung am Rande von Kabul niedergewalzt wurde und die Menschen sich anderswo niederlassen mussten, haben örtliche Mitarbeiter von Shelter Now neuen Kontakt aufgenommen, um ihnen angesichts des nahenden Winters zu helfen. Das Hilfswerk ist seit 1988 in Afghanistan und seit 2014 in der Autonomen Region Kurdistan (Nord-Irak). tätig. Shelter Now finanziert seine Hilfsaktionen zu einem großen Teil aus privaten Spenden.