18.11.2024
Libanon: Hilfswerk befürchtet mehr soziale und religiöse Spannungen
„Kirche in Not“ spricht von 1,5 Millionen Binnenvertriebenen
München/Beirut (IDEA) – Das internationale katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ (München) befürchtet, dass die sozialen und religiösen Spannungen im Libanon aufgrund der zunehmenden Flüchtlingsströme wachsen werden. Auslöser sind Gefechte zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon seit Anfang Oktober. Dazu äußerte sich die Projektkoordinatorin des Hilfswerks im Libanon, Marielle Boutros. Schon jetzt seien einige Libanesen vorsichtig bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Süden des Landes, da sie befürchten, dass deren Anwesenheit zu Angriffen führen und den Boden für künftige Konflikte bereiten könne. Laut Boutros ist mittlerweile rund ein Viertel der fast sechs Millionen Einwohner des Libanon innerhalb des Landes auf der Flucht. Viele Menschen suchten Zuflucht in Gegenden, in denen mehrheitlich Christen leben. Den Betroffenen fehle es praktisch an allem, was die örtlichen Diözesen vor große Herausforderungen stelle. Trotzdem empfingen die kirchlichen Mitarbeiter die Geflüchteten mit viel Nächstenliebe, so Boutros. Jedoch beobachte sie Erschöpfungszustände bei der Bevölkerung als auch bei den Helfern. Viele seien körperlich wie psychisch am Ende.
Erschöpfung und Not
Boutros verweist zudem darauf, dass der Libanon seit Jahren in der politischen und wirtschaftlichen Krise stecke. Das wirke sich auch auf die Arbeit der Kirche aus: „Man darf nicht vergessen, dass sie während der Finanzkrise ihre Ersparnisse verloren und dennoch ihre karitativen Dienste weitergeführt hat. Viele kirchliche Mitarbeiter haben kein festes Einkommen. Es ist wirklich bedrückend.“ Allgemein stellten sich die Menschen auf einen schwierigen Winter ein. Ein Ende der Kämpfe sei nicht absehbar, was besonders den Bewohnern aus dem Südlibanon die Rückkehr verwehre. Die meisten Menschen verfügten über keine Ersparnisse mehr. „Kirche in Not“ unterstützt aktuell 15 Projekte von Diözesen und Ordensgemeinschaften, die sich um Binnenflüchtlinge kümmern.