29.11.2024

Myanmar: Rekordzahl bei Opfern durch Landminen

Vor allem Zivilisten und Kinder betroffen

Yangon (Fides) - Myanmar ist das Land mit der weltweit höchsten Todesrate durch Landminen und nicht explodierte Sprengkörper, mit mehr als 1.000 Opfern allein im Jahr 2023, und übertrifft damit alle anderen kriegführenden Nationen der Welt. Dies geht aus zwei getrennten Studien hervor, die vom Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und von der „Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen“ (International Campaign to Ban Landmines, ICBL) durchgeführt wurde, die das Problem der Landminen weltweit beobachet. „Vor allem die Zivilbevölkerung, die nicht in den Konflikt zwischen der Armee und den Volksverteidigungskräften verwickelt ist, zahlt den Preis dafür“, so Fides-Quellen aus Kreisen der katholischen Gemeinschaft in Myanmar. „Unter den Opfern sind viele Kinder, die eine dunkle, von Behinderungen geprägte Zukunft vor sich haben“.
„Die reguläre Armee setzt in großem Umfang Antipersonenminen ein, um den Widerstand zu brechen“, erklärte Tom Andrews, UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, der über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen berichtet: So werden Zivilisten gezwungen, vor den Militäreinheiten auf möglicherweise verminten Feldern zu gehen, während den Opfern der Zugang zu lebensrettenden Hilfsmitteln wie medizinischer Versorgung und Prothesen verwehrt wird.
Die Auswirkungen von Landminen und nicht explodierten Sprengkörpern sind für Myanmars Kinder besonders schwerwiegend: Von UNICEF veröffentlichte Zahlen zeigen, dass mehr als 20 Prozent der 1.052 zivilen Opfer, die im Jahr 2023 von solchen Vorfällen betroffen waren, Kinder waren: ein deutlicher Anstieg gegenüber 2022, als 390 Vorfälle verzeichnet wurden. Kinder sind durch Landminen besonders gefährdet, da sie die Gefahr oft nicht erkennen können. Darüber hinaus setzt die Platzierung dieser tödlichen Waffen in bewohnten Gebieten, in der Nähe von Häusern, Schulen und landwirtschaftlichen Flächen, Kinder einem ständigen Risiko aus.
Auch laut dem dem in diesen Tagen von der „Internationalen Kampagne für das Verbot von Landminen“ veröffentlichten „Landmine Monitor 2024“, haben die Streitkräfte Myanmars den Einsatz von verbotenen Antipersonenminen, die wahllos Menschen im ganzen Land töten und verletzen, verstärkt. Im vergangenen Jahr wurden in allen 14 Bundesstaaten und Regionen Myanmars Minenopfer dokumentiert, wobei etwa 60 Prozent der Städte des Landes betroffen sind.
Nach dem Rekord im Jahr 2023 (1.003 zivile Tote und Verletzte durch Landminen) stieg die Zahl der zivilen Opfer in den ersten sechs Monaten des Jahres 2024 mit 692 weiter an, davon etwa ein Drittel Kinder. Bei einer vom 25. Bis 29. November in Siem Reap in Kambodscha tagenden internationalen Konferenz, bei der alle fünf Jahre die Fortschritte bei der Erreichung des Ziels einer Welt ohne Landminen überprüft werden sollen, wurde die Frage des Einsatzes von Landminen in Myanmar in den Vordergrund gerückt, und es wurde zur Unterstützung der Opfer aufgerufen. Insbesondere die kambodschanische Behörde für Minenräumung und Opferhilfe (Cambodian Mine Action and Victim Assistance Authority, CMAA) bekräftigte ihre Zusage, mit Myanmar zu kommunizieren und es bei seinen Minenräumungsbemühungen zu unterstützen. Obwohl Myanmar kein Vertragsstaat des Ottawa-Übereinkommens (Internationales Übereinkommen über das Verbot des Einsatzes, der Lagerung, der Herstellung und des Verkaufs von Antipersonenminen, Anm. d. Ü.) ist, hat es angeboten, die Minenräumung des Landes zu unterstützen.
Wie eine Quelle im Bundesstaat Kayah gegenüber Fides berichtet, „dringen die Soldaten gewöhnlich in ein Dorf ein und zwingen die Bewohner, in den Wald zu fliehen. Dann platzieren sie Landminen im Dorf, auf den Bauernhöfen, in den Reis- und Maisfeldern rund um das Militärlager. Wenn es an der Zeit ist, Reis und Mais zu ernten, gehen die Dorfbewohner zu diesen Feldern, um zu überleben, und setzen sich selbst Gefahren aus. Das Militär fügt den Dorfbewohnern absichtlich Schaden zu, denn für sie sind diese Dorfbewohner der Feind oder sie unterstützen den Feind“.
(PA) (Fides 29/11/2024)