30.11.2024
Syrien: “Stadt in der Schwebe“
Kirchen in der von Rebellen besetzten Stadt Aleppo bleiben für Gottesdienste geöffnet
Aleppo (Fides) - „Nach dreitägigen Angriffe haben die sogenannten Oppositionsmilizen die Stadt eingenommen.
Jetzt ist alles still. Die Stadt ist wie in der Schwebe. Und niemand sagt uns etwas“, so der maronitischen Erzbischof von Aleppo, Joseph Tobji, gegenüber Fides.
„Nach den Kämpfen gibt es im Moment kein Blutvergießen, Gott sei Dank“, fährt er fort, „Die Armee hat Aleppo verlassen und die Stadt ist jetzt in den Händen der Oppositionsmilizen. Es gibt Gerüchte über die Ankunft von Truppen der syrischen Armee, aber nichts ist sicher. Wir leben in Ungewissheit“.
Die bewaffneten Gruppen, die die zweitgrößte Stadt Syriens eingenommen haben - soder maronitische Erzbischof -, verbreiteten Videos und Fotos in den sozialen Netzwerken, um zu dokumentieren, wie in nur wenigen Tagen ganz Aleppo in ihre Hände gelangt ist. Im Moment bleibe seine Kirche noch geöffnet, es fänden Gottesdienste statt und es gebe keine Berichte über direkte Angriffe auf Ziele, die mit christlichen Gemeinschaften in Verbindung stehen. „Im Moment sind wir beruhigt, aber wir wissen nicht, was passieren wird. Es ist, als ob die ganze Stadt in der Schwebe lebt“.
Erzbischof Tobji berichtet, dass die Offensive der bewaffneten Gruppen, darunter auch Dschihadisten, „überraschend kam“. Es habe keine Vorwarnungen gegeben. „Das Leben hier ging wieder los. Die Lage war ruhig, aber jetzt ist alles geschlossen. Die Geschäfte, die Bäckereien... Die Menschen wissen nicht, wie sie über die Runden kommen sollen, und sie haben keine Vorräte angelegt. Niemand hatte uns gewarnt“, so der Erzbischof.
Auch Pater Hugo Alaniz, Priester des Instituts des fleischgewordenen Wortes, bestätigt gegenüber der Fides, dass sich fast die gesamte Stadt Aleppo in den Händen der Rebellen befindet: „Heute Morgen“, berichtet der Missionar argentinischer Herkunft, „haben wir uns zusammen mit Bischof Hanna (dem Apostolischer Vikar von Aleppo für die Katholiken des lateinischen Ritus, Anm. d. Red.) auf den Weg gemacht und haben einige unserer Gemeinden besucht, und wir werden unsere Rundgänge in den kommenden Stunden fortsetzen. Im Moment geht es allen gut, Gott sei Dank“. In dem an die Bischofsresidenz angrenzenden Bereich lebten Karmeliterinnen und Schwestern von Mutter Teresa von Kalkutta mit 60 älteren Menschen, die sie betreuen. Die Studierenden aus dem Studentenwohnheim und andere Ordensfrauen seien unterdessen in andere Stadtteile umgezogen. „Und alle“, fügt Pater Hugo hinzu, „bitten um Gebete“.
(FB) (Fides 30/11/2024)