18.10.2024

Italien: Leihmutterschaft verboten

Ein überfälliger Schritt

(IDEA) In Italien hat das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das die Nutzung von Leihmutterschaften auch im Ausland verbietet. Dazu ein Kommentar der Publizistin und Buchautorin Birgit Kelle. Sie schrieb u. a. das Buch „Ich kauf mir ein Kind: Das unwürdige Geschäft mit der Leihmutterschaft“.

Ein Kind ist keine Ware, eine Frau kein Brutkasten – Italien hat diese Selbstverständlichkeiten wieder auf die Füße gestellt und mit einem neuen Gesetz den Leihmutterschafts-Tourismus der Italiener ins Ausland unter Strafe gestellt. Damit ist die sogenannte „Leihmutterschaft“ ab sofort nicht nur im Inland, sondern im Zuge eines Universalverbots für Italiener auch im Ausland verboten. Wer das Verbot im Ausland umgeht, kann mit den dort gekauften Kindern nicht mehr nach Italien einreisen, ohne Strafen oder gar den Kindesentzug zu riskieren. Die Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni schließt damit jene Rechtslücke, die in zahlreichen Ländern – auch in Deutschland – schon lange existiert. Auch auf deutschem Boden ist Leihmutterschaft zwar verboten. Nicht aber, diese Dienstleistung im Ausland in Anspruch zu nehmen, um dann mit den frisch geborenen Kindern bei deutschen Botschaften im Ausland und auf deutschen Standesämtern vorstellig zu werden.

Beide Augen werden zugedrückt

Schlimmer noch: Das Auswärtige Amt gibt auf zahlreichen Internetseiten Hinweise an die Reproduktionstouristen, wie man verfahren muss, um für so ein Kind im Ausland legale Papiere zu bekommen. Eine reichlich inkonsequente Rechtspraxis, die auf der einen Seite ethische Maßstäbe betont und auf der anderen Seite beide Augen zudrückt. Fakten, besser gesagt Kinder, schaffen lohnt sich, denn ist das Kind erst einmal da, bestätigen im Zweifel auch deutsche Gerichte die Elternschaft der Besteller, schließlich hat das arme Ding ja jetzt nur noch diese, weil der „Brutkasten“ und die Eizellspenderin anonym in einem fernen Land oder gar auf einem anderen Kontinent leben. Im Sinne des „Kindeswohls“ werden dem Kind also auch von deutschen Ämtern neue Eltern amtlich bestätigt und damit sein Verkauf nachträglich moralisch gesäubert.

Es geht nicht um Diskriminierung

In Deutschland sorgen sich nun zahlreiche Medien, wie etwa der Spiegel, dass durch die Regierung Meloni „unfruchtbare und homosexuelle Paare keine Kinder mehr bekommen können“ und stilisieren die Entscheidung zu einem Diskriminierungsfall für Homosexuelle und Unfruchtbare hoch. So, als würde nicht etwa die Natur, sondern eine Regierung verhindern, dass sich zwei Männer miteinander fortpflanzen können.

Kinderwunschmesse erneut in Köln zu Gast

Völlig ungestört von deutschen Staatsanwaltschaften findet nun an diesem Wochenende wiederholt in Köln die sogenannte Kinderwunschmesse „Wish For A Baby“ statt. Dort bieten Leihmutterschafts-Agenturen aus der ganzen Welt deutschen Kunden wie auf einer ganz normalen Verkaufsmesse ihre Dienste an. Vor einem Jahr war ich dort als vermeintlich Kinderlose testweise „einkaufen“. Das billigste Kind ohne jegliche genetische Verwandtschaft zu mir hätte ich für 36.000 Euro haben können, vermittelt über eine Agentur aus der Ukraine, mit einer Eizellspende aus Spanien, einer anonymen Samenzellspende aus Dänemark, ausgetragen von einer Bulgarin oder Georgierin, geboren auf Zypern und dann dank korrupter Behörden ausgestattet mit legalen Papieren. Man kann Italien nur dankbar sein, dass es diesem unwürdigen Treiben, das in Deutschland geduldet wird, endlich Einhalt gebietet.