10.04.2025

Russland: Strafverfahren gegen christlichen Prediger aus dem Ural

AKREF-A/10.04.25 - Der unabhängige christliche Prediger Eduard Charov wurde bereits 2023 in einem Verwaltungsstrafverfahren wegen seiner Kommentare gegen den Ukrainekrieg in den sozialen Medien zu einer Geldstrafe verurteilt. Unter anderem hatte er die Frage aufgeworfen: „Wäre Jesus Christus in die Ukraine gegangen, um zu töten“. Nunmehr steht ihm ein Strafverfahren wegen weiterer Postings gegen den Krieg bevor, die als „Diskreditierung der russischen Streitkräfte und anderer staatlicher Stellen“ eingestuft werden. „Höchstwahrscheinlich werde ich am Ende zu einer Haftstrafe verurteilt“, erklärte er. Während er auf seine Gerichtsverhandlung wartet, darf Charov seinen Heimatbezirk nicht verlassen, nicht telefonieren und auch das Internet nicht nutzen.

Charov und seine Frau betreiben eine Unterkunft für Obdachlose, ursprünglich unter der Bezeichnung „Um Christi willen“. „Im Lauf der Gespräche mit Eduard hat er sich als sympathischer Mensch gezeigt, der sich um seine Mitmenschen kümmert und bereit ist, ihnen in schwierigen Situationen zu helfen“ meinte der russisch orthodoxe Priester seines Heimatdorfs Savinovo. Charov hat seit Kriegsbeginn auch Männern, die sich der Mobilmachung durch Flucht entzogen hatten, Unterkunft gewährt.

Wegen eines sarkastischen Kommentars zu einem Posting eines anderen Users im sozialen Netzwerk VKontakte droht Charov eine weitere Anklage nach Artikel 205.3, Teil 2 des russischen Strafgesetzbuchs (Aufruf zu terroristischen Handlungen, öffentliche Rechtfertigung von Terrorismus oder Propaganda für Terrorismus im Internet).

Seit seiner ersten verwaltungsrechtlichen Verurteilung haben die Ortsbehörden Charov und seine Unterkunft für Obdachlose und Menschen in Not immer stärker unter Druck gesetzt. Daher haben sich auch einige Freiwillige zurückgezogen, die früher bei dem Dienst an den Notleidenden mitgeholfen hatten.

Ein anderer Kritiker des Ukrainekrieges aus religiösen Gründen, der orthodoxe Priester Ioann Kurmoyarov, wurde am 1. August nach Verbüßung seiner Haftstrafe wegen „Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte“ über seinen YouTube Kanal aus dem Gefängnis in St. Petersburg entlassen.

Die russischen Behörden haben Internetseiten gesperrt, auf denen der Krieg aus religiösen Gründen kritisiert wird, ebenso Internetseiten mit Berichten über die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen und Gottesdienststäten in der Ukraine, sowie Internetseiten ukrainischer religiöser Organisationen.

Quelle: Forum 18, Oslo (Bericht vom 9. August 2024)

Deutsche Fassung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der ÖEA