14.04.2025

Deutschland: „DemoFürAlle“ - „Übergriffig und schamverletzend“

Evangelische Kita wegen sexualpädagogischem Konzept in der Kritik

Badbergen (IDEA) – Eine evangelische Kindertagesstätte in Badbergen bei Osnabrück ist in die Kritik geraten. Anlass war ihr sexualpädagogisches Konzept, das zwischenzeitlich auf ihrer Internetseite abzurufen war. Darin konnte man unter anderem lesen, dass die Kindertagesstätte „lustvolle Körpererfahrungen als Teil der Privatsphäre der Kinder“ verstehe und diese toleriere. „Kindliche Selbstbefriedigung wird unkommentiert beobachtet. Wir geben den Kindern Zeit und unterbrechen die Kinder nicht, um eigene Körpererfahrungen zu machen.“ Die niedersächsische AfD-Landtagsabgeordnete Vanessa Behrendt hatte das Konzept in einem Beitrag auf X zitiert und scharfe Kritik daran geübt: „Jeder Einzelne, der dieses perverse Konzept unterstützt, sollte auf der Stelle ein Berufsverbot erhalten. Solche Personen haben nichts, aber auch rein gar nichts, in der Nähe von Kindern zu suchen! Helmut Kentler wäre stolz auf euch.“ Zum Hintergrund: Der auch in kirchlichen Kreisen lange Zeit angesehene Sexualwissenschaftler Helmut Kentler www.idea.de/artikel/studie-kentler-missbrauchte-selbst-kinder (1928–2008) hatte in den 1980er und 1990er Jahren in Berlin Kinder und Jugendliche an pädophile „Pflegeväter“ vermittelt und selbst Jugendliche missbraucht.

Kirchenkreis bedauert die Veröffentlichung des Konzepts

Der Kirchenkreis Bramsche als Träger der Evangelischen Kindertagesstätte Badbergen hat das Konzept inzwischen angepasst und die Kritik in einer Mitteilung zurückgewiesen. Die „Begleitung der sexuellen Bildung“ sei ein wesentlicher Bestandteil des Bildungsauftrags der Kindertagesstätten im Kirchenkreis, der „uneingeschränkt“ dahinter stehe. „Wir bedauern jedoch, dass ein internes Fachkonzept ohne Kontext öffentlich zugänglich war und dadurch Missverständnisse entstanden sind.“ Mit dem angepassten Dokument werde man künftig sicherstellen, „dass unsere Haltung und unser Ansatz auch nach außen verständlich kommuniziert“ werden könne.

Kritik: Dahinter steckt Kentlers Pädagogik

Kritik kommt auch von der „Aktion für Ehe und Familie – DemoFürAlle“. Deren Sprecherin Hedwig von Beverfoerde (Magdeburg) hält die Stellungnahme des Kirchenkreises für irreführend. Wie sie auf IDEA-Anfrage mitteilte, besteht für Kitas zwar seit 2021 die gesetzliche Pflicht, zum Schutz der Kinder ein Gewaltschutzkonzept vorzuweisen. Die Vermittlung „sexueller Bildung“ sei hingegen nicht gefordert, sondern eine Entscheidung des Trägers. Dahinter stehe im Wesentlichen die „emanzipatorische Sexualpädagogik“ Kentlers. Diese sei vom Pädagogikprofessor Uwe Sielert (Kiel) weiterentwickelt worden. Kleine Kinder hätten zwar von Geburt an ein Nähe- und Zärtlichkeitsbedürfnis durch Körperkontakt sowie eine gewisse Neugier. Das werde von der „Kentler-Sielert-Schule“ jedoch zu einem „sexuellen Bedürfnis“ umdefiniert und damit als Ausdruck des Geschlechtstriebs neu interpretiert, der naturgemäß erst mit der Pubertät erwache. Allerdings existiere für diese These bis heute keinerlei wissenschaftlicher Beleg. Diese Pädagogik sei „im Kern übergriffig und schamverletzend. Sie sexualisiert schon Kleinkinder und ist damit das Gegenteil von Missbrauchsprävention.“ Es sei ein Skandal, dass sich diese Pädagogik bis heute mit dem Schein einer Wissenschaftlichkeit schmücke, die nie existiert habe. Damit würden auch kirchliche Träger in die Irre geführt – „zum Schaden Abertausender Kinder“.