14.04.2025

Indien: Christenverfolgung nimmt weiter zu

Übergriffe vervierfachten sich in zehn Jahren

Neu-Delhi (IDEA) – Die Zahl der Übergriffe auf Christen in Indien hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Indischen Evangelischen Allianz hervor. Er dokumentiert 640 Zwischenfälle – 39 mehr als im Vorjahr. 200 weitere wurden dem evangelikalen Dachverband gemeldet, nicht aber den Behörden. Im Zehnjahresvergleich haben sich alleine die registrierten Übergriffe mehr als vervierfacht (2014: 147). Die meisten gewaltsamen Attacken gab es in den Bundesstaaten Uttar Pradesh (188), Chhattisgarh (150), Rajasthan (40), Punjab (38), und Haryana (34). Bei den Übergriffen auf Christen handelt es sich laut dem Bericht um Bedrohungen und Belästigungen (255), Verhaftungen (129), körperliche Gewalt (76), geschlechtsspezifische Gewalt (60), Störungen von Gottesdiensten (46), Vandalismus an Kirchengebäuden (41), soziale Ausgrenzung und Boykotte (18), Verhaftungen aufgrund des Vorwurfs der erzwungenen Konversion (11) und Mord (4).

Allianz-Generalsekretär: Verfolgung hat ein Krisenniveau erreicht

Der Generalsekretär der Indischen Evangelischen Allianz, Vijayesh Lal (Neu-Delhi), zeigte sich entsetzt angesichts der Zunahme an Übergriffen im vergangenen Jahr: „Das Ausmaß und die Intensität der Verfolgung von Christen in Indien hat ein Krisenniveau erreicht.“ Im Durchschnitt würden täglich vier bis fünf Kirchen und Pastoren angegriffen. Lal vermutet, dass die Dunkelziffer der Vorfälle deutlich höher ist, da viele Christen sich nicht trauten, sich bei den Behörden zu melden. Die indische Allianz rief die Regierung zu konkreten Gegenmaßnahmen auf, wie etwa Polizeischutz für christliche Gemeinschaften, die Reform der Anti-Konversionsgesetze und die konsequente Bestrafung der Täter. Der Anstieg der Übergriffe auf Christen fällt in die Regierungszeit Narendra Modis. Er ist seit Mai 2014 Premierminister und Mitglied der Bharatiya Janata Party (BJP), einer hindu-nationalistischen Partei. Sie setzt sich für die Rückbekehrung zum Hinduismus ein, notfalls mit Gewalt. Von den etwa 1,4 Milliarden Einwohnern Indiens sind 72 Prozent Hindus, 14 Prozent Muslime und fünf Prozent Christen. Der Rest gehört kleineren Religionsgemeinschaften an. Im Weltverfolgungsindex des überkonfessionellen Hilfswerks Open Doors belegt Indien Platz 11 der Länder, in denen Christen am stärksten verfolgt werden. Vijayesh Lal wird auf dem nächsten Kongress „Christenverfolgung heute“ sprechen, dieser findet vom 9. bis 12. November 2025 in Schwäbisch Gmünd statt.