16.04.2025

Syrien: Entführte syrische Bischöfe nicht vergessen!

Die beiden Geistlichen verschwanden am Ostersonntag 2013

Göttingen (IDEA) – Die Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) hat an die beiden seit zwölf Jahren verschwundenen Erzbischöfe in Syrien erinnert. Am Ostersonntag im Jahr 2013 (22. April) wurden der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo, Mor Gregorius Yohanna Ibrahim, und der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Aleppo und Iskenderun, Boulos Yazigi, von Unbekannten nahe der syrisch-türkischen Grenze entführt, ihr Fahrer erschossen. Sie wollten über die Freilassung eines von Islamisten gefangenen Priesters verhandeln. Seither gibt es kein Lebenszeichen von ihnen. Die Leiterin der Menschenrechtsarbeit bei der Organisation, Sarah Reinke, erklärte dazu: „Die Verschleppung der beiden Bischöfe der nordsyrischen Metropole Aleppo steht exemplarisch für die Situation der christlichen Gemeinden und anderer Religionsgemeinschaften in Syrien. Die Bundesregierung, aber auch die großen Kirchen dürften die Lage dieser Minderheiten nicht aus den Augen verlieren, so Reinke. Bis heute habe sich niemand zu dem Verbrechen bekannt. Auf Initiative der Organisation habe sich der damalige Bundespräsident, Christian Wulff, bei der türkischen Regierung erkundigt. Er habe aber keine Informationen bekommen, obwohl die türkische Regierung unter dem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hinter fast allen sunnitisch-islamistischen Milizen in Syrien stehe. Die beiden Bischöfe galten als Vermittler und Botschafter für Menschenrechte im syrischen Bürgerkrieg.

Menschenrechtlerin: Assad-Verbrechen aufarbeiten

Ferner forderte Reinke, alle Verbrechen des damals herrschenden Regimes unter Baschar al-Assad sowohl durch die syrische Gesellschaft als auch durch die internationale Gemeinschaft aufzuarbeiten: „Es darf keine Straflosigkeit für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit geben.“ Das Gebiet, in dem die Bischöfe entführt wurden, stand laut der Gesellschaft für bedrohte Völker teilweise unter Kontrolle der heutigen islamistischen Machthaber in Syrien. Angehörige anderer religiöser Minderheiten, besonders Alawiten, seien heute einer brutalen Verfolgung durch diese Islamisten ausgesetzt. Die Sorgen der Christen, Alawiten, Drusen, Jesiden und auch der größten Minderheit des Landes, der Kurden, könnten nur durch einen inklusiven Demokratisierungsprozess gelindert werden, so Reinke. Sie kritisierte: „Die neuen Machthaber in Damaskus geben sich nach außen moderat, nach innen gehen sie aber brutal gegen Minderheiten vor und schließen sie faktisch vom politischen Prozess aus.“ Übergangspräsident ist der ehemalige islamistische Milizenführer, Ahmed al-Scharaa.