29.04.2025

Deutschland: Gendern - Wie manche Russlanddeutsche reagieren

Pastor: Immer mehr legen sich eine Zweitwohnung im früheren Königsberg zu

Kaliningrad (IDEA) – Das Gendern in der deutschen Gesellschaft und in Schulen führt dazu, dass immer mehr russlanddeutsche Aussiedler und in Deutschland lebende Russen sich eine Zweitwohnung in der russischen Exklave Kaliningrad (früher Königsberg) zulegen. Das sagte der Pastor der dortigen baptistischen Friedenskirche, Nikolai Wladimirowitsch Kasakow, gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Zahlen nannte er nicht. Die Gemeinde dort zählt 300 erwachsene Besucher sowie 200 Kinder. Während andere Baptistengemeinden in Russland und der Region Mitglieder verlören, gelinge es der Gemeinde in Kaliningrad, ihre Mitgliederzahl durch Zuwanderung und evangelistische Aktionen stabil zu halten. Nach den Worten von Kasakow sind viele Russen und russlanddeutsche Aussiedler mit den gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland nicht zufrieden. Sie seien in Sorge, dass sich ihre Kinder von ihnen entfremdeten. Ausdrücklich verwies er auf den Genderismus. Die Überzeugung, dass es mehr als zwei Geschlechter – Mann und Frau – gebe, sei vielen Menschen mit russischen Wurzeln völlig unverständlich. Beispielhaft verweist Kasakow auf eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die sich nach einem Vierteljahrhundert in Deutschland vor allem wegen der Genderproblematik für die Rückkehr nach Kaliningrad entschieden habe. Sie sei mit ihrer Haltung nicht allein.

Doppelte Staatsbürgerschaft

Nach den Worten von Kasakow haben „nicht wenige der Rückkehrer eine doppelte Staatsbürgerschaft“ oder versuchten, zusätzlich einen russischen Pass zu bekommen. Wie der in Russland lebende US-Journalist William Yoder dazu anmerkte, sind die betroffenen Menschen aber oft nicht bereit, die deutsche Staatsbürgerschaft ganz aufzugeben, weil sie dann auch auf die Sozialleistungen verzichten müssten.

„Politik ist nicht unsere Sache“

Kasakow ist ein in Kirgistan geborener Russe, der mit einer aus der Ukraine stammenden Frau verheiratet ist. Ihre „internationale“ Ehe sei für sie kein Problem. Eine Stellungnahme zum Krieg zwischen Russland und der Ukraine wollte er nicht abgeben: „Politik ist nicht unsere Sache.“ Aufgabe von Christen sei es aber, für Frieden zu beten. Auch innerkirchlich ist Kasakow um den Frieden bemüht. So unterhält er bewusst „herzliche“ Kontakte zu den nichtregistrierten Baptisten. Gemeinsam wolle man dafür sorgen, dass das Wort Gottes in allen Fragen als „höchste Autorität anerkannt wird“. Kasakow lebt seit 2012 in Kaliningrad. Er arbeitete dort zunächst nebenberuflich als Hilfspastor. Seit diesem Jahr ist er angestellter Hauptpastor. Sein Vorgänger im Amt, Anatoli Krikun, ist Leitender Pastor für die Gesamtregion Kaliningrad. Unter seiner Regie wurde mit deutscher Hilfe die Friedenskirche errichtet und 1998 eingeweiht. In der Region Kaliningrad gibt es vier Gemeinden der „Russischen Union der Evangeliumschristen-Baptisten mit 850 getauften Mitgliedern. Die nichtregistrierten Baptistengemeinden unterhalten fünf Ortsgemeinden mit rund 400 Mitgliedern.