29.04.2025

Indien: Missionarsmörder wegen guter Führung freigelassen

Er hatte vor 26 Jahren einen Australier und seine kleinen Söhne angezündet

Neu-Delhi (IDEA) – In Indien ist der Mörder eines australischen Missionars nach 25-jähriger Haftzeit wieder auf freiem Fuß. Das berichtet die Onlineplattform „Morning Star News“. Bei dem Häftling handelt es sich um Mahendra Hembram, einen hinduistischen Extremisten. Wegen guter Führung ließ ihn der zuständige Strafvollzugsausschuss des Bundesstaates Odisha frei. Am 16. April verließ der 50-Jährige das Gefängnis in Kendujhar. Hembram hatte zusammen mit Dara Singh eine Gruppe angeführt, die am 22. Januar 1999 den Geländewagen des 58-jährigen Missionars Graham Staines in Brand setzte. Der Australier übernachtete darin mit seinen beiden Söhnen Philip (10) und Timothy (6) vor einem Kirchengebäude im Dorf Manoharpur. Die drei verbrannten bei lebendigem Leib. Der baptistische Missionar hatte sich vor seinem Tod über 30 Jahre lang um Lepra-Kranke in Indien gekümmert und eine Klinik in Baripada (Bundesstaat Orissa) aufgebaut. Während ein Großteil der Gruppenmitglieder nach kurzer Zeit wieder freikam, erhielt Hembram eine lebenslange Haftstrafe und Singh zunächst die Todesstrafe, die 2005 ebenfalls in lebenslange Haft umgewandelt wurde. Eigene Geständnisse und Zeugenaussagen waren Grundlage der Urteile.

Täter wie einen Helden empfangen

Laut „Morning Star News“ empfingen Unterstützer Hembram wie einen Helden. Der katholische Priester und Menschenrechtsaktivist Ajay Singh äußerte dazu: „Die Art und Weise, wie Hembram mit Girlanden begrüßt und von einer hinduistische Parolen rufenden Menge in einer Festprozession mitgenommen wurde, war ein schockierender Anblick für jeden, der an Frieden und Ruhe in einer Gesellschaft glaubt.“ Auch der Sprecher des christlichen Dachverbandes National United Christian Forum (Nationales Vereintes Christliches Forum), John Dayal (Neu-Delhi), zeigte sich entsetzt und bezeichnete den Empfang als obszön. Hembram sagte nach seiner Entlassung gegenüber Reportern: „Ich saß 25 Jahre im Gefängnis, nachdem ich fälschlicherweise in einen Vorfall im Zusammenhang mit religiöser Bekehrung verwickelt worden war.“ Immer wieder kommt es in Indien zu Gewalt gegen Christen durch radikale Hinduisten aufgrund von Bekehrungsvorwürfen. Das soll auch im Fall von Staines der Grund der Tat gewesen sein, wie Zeugen berichteten. Von den etwa 1,4 Milliarden Einwohnern Indiens sind 72 Prozent Hindus, 14 Prozent Muslime und fünf Prozent Christen. Der Rest gehört kleineren Religionsgemeinschaften an. Die Gewalt gegen Christen hat seit der Machtübernahme der hindu-nationalistischen Bharatiya Janata Party (Indische Volkspartei/BJP) mit Premierminister Narendra Modi noch einmal zugenommen. Seither mehren sich Diskriminierungen und Übergriffe auf Christen. Sie werden vielfach als unerwünschte Fremde angesehen.