03.12.2025
Deutschland: EKD fordert zügige Aufnahme afghanischer Ortskräfte
Sie stellt 100.000 Euro aus Kollekten für Klageverfahren und humanitäre Hilfe bereit
Hannover/Berlin (IDEA) – Der EKD-Flüchtlingsbeauftragte, Bischof Christian Stäblein (Berlin), hat die zügige Aufnahme von rund 2.000 Afghanen mit Einreisezusage nach Deutschland gefordert. Nach Angaben der EKD warten die Betroffenen, die für deutsche Organisationen oder die Bundeswehr in Afghanistan tätig waren, weiterhin vergeblich auf ihre Einreise. Die EKD stellt für Klageverfahren und humanitäre Hilfe 100.000 Euro aus Kollekten zur Verfügung, wie aus einer Pressemitteilung der EKD hervorgeht. Damit sollen Klagen gegen die Bundesregierung und die humanitäre Versorgung der Menschen finanziert werden. Derzeit sei der einzige Weg nach Deutschland ein aufwendiges Verfahren vor deutschen Verwaltungsgerichten. Bisher hätten knapp 200 Menschen auf diesem Weg nach Deutschland einreisen können. Wie ein Sprecher der EKD auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA erläuterte, sei diese Kollekte im Jahr 2024 EKD-weit unter dem Titel „Frieden suchen – Schutz bieten“ mit einem klar definierten Zweck gesammelt worden: „Unterstützung ziviler Konfliktbearbeitung sowie lebensrettender Nothilfe für Geflüchtete, inklusive Rechtsbeistand und Beratung.“ Es entspreche daher genau diesem Kollektenzweck, wenn nun unter anderen Afghanen mit Aufnahmezusage damit unterstützt würden.
„Die Verantwortung Deutschlands endet nicht mit dem Truppenabzug“
Stäblein betonte nach einem Treffen mit Vertretern der Organisation „Kabul Luftbrücke“ in Berlin, dass Deutschlands Verantwortung nicht mit dem Truppenabzug ende, sondern „aus friedensethischer Sicht auch das gerechte Handeln im Nachhinein“ umfasse. Die betroffenen Afghanen hätten „für unsere Werte und Interessen, nicht zuletzt für Freiheit und die gleiche Würde aller, ihr Leben riskiert und ebenso das ihrer Familien“. Die Bundesrepublik habe ihnen Schutz zugesichert – diese Zusage aber bislang nicht umgesetzt. Pakistan fordert die Bundesregierung zur Aufnahme der Afghanen auf und hat bereits mit Abschiebungen in das Nachbarland begonnen. Den Abgeschobenen drohen laut EKD Haft, Folter oder die Todesstrafe durch die Taliban. Besonders betroffen seien Frauen und Kinder, die mehr als 60 Prozent der Betroffenen ausmachten und deren Gefährdung durch deutsche Behörden festgestellt worden sei.
Kritik an Abfindungsangeboten der Bundesregierung
Der Bischof kritisierte außerdem den Versuch von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), Betroffene mit Geldzahlungen dazu zu bewegen, auf ihre Aufnahmezusage zu verzichten: „Wer die Menschenwürde ernst nimmt, kann doch nicht ernsthaft verlangen, dass gefährdete Menschen ihre Sicherheit, ja ihr Leben gegen Geld eintauschen. Solche Angebote sind untragbar für die Betroffenen – und sie beschädigen unsere eigene Würde.“ Nach Angaben der EKD halten sich derzeit rund 2.000 afghanische Staatsangehörige mit Aufnahmezusage aus verschiedenen deutschen Programmen in Pakistan auf. Hinzu kommen etwa 220 Menschen, die seit August 2025 nach Afghanistan abgeschoben wurden und dort in einem Safe-House auf die Fortsetzung ihrer Verfahren warten. Die Synode der EKD hatte bereits im November die Bundesregierung aufgefordert, die Einreise der Betroffenen zügig zu ermöglichen.