16.12.2025
Myanmar: Militär verlangt vorgezogene Weihnachtsfeiern
Druck auf Christen vor umstrittenen Wahlen wächst
London (IDEA) – In Myanmar müssen Christen im nördlichgelegenen Bundesstaat Kachin ihr Weihnachtsfest vorziehen. Die im südostasiatischen Land herrschende Militärjunta hat sie dazu aufgefordert, Feste anlässlich der Geburt Jesu spätestens bis zum 20. Dezember abzuhalten. Das berichtet das christliche Hilfswerk CSW (ehemals Christian Solidarity Worldwide/Christliche Solidarität weltweit) mit Sitz in London. Betroffen sind unter anderem die Städte Myitkyina, Putao und Tanai im überwiegend von Christen bewohnten Bundesstaat. Grund für die Anweisung sind die am 28. Dezember in diesen Regionen beginnenden Wahlen, die in insgesamt drei Phasen bis Ende Januar laufen. Mit der Verlegung des Weihnachtsfestes sollen Konflikte mit den Wahlen vermieden werden, so die offizielle Begründung laut CSW. Es sind die ersten Wahlen seit dem Militärputsch im Februar 2021. Laut dem christlichen Hilfswerk warnten lokale Vertreter, Zuwiderhandlungen könnten zu Verhaftungen wegen „Ungehorsams gegenüber Regierungsanordnungen“ oder „Rebellion“ führen. Aus Angst davor kämen die Christen der Aufforderung nach. CSW zitierte in diesem Zusammenhang einen Bewohner aus Tanai: „Ich empfinde dies als einen Akt religiöser Unterdrückung. Ich habe so etwas in meinem ganzen Leben als Christ noch nie erlebt.“ Der Gründungspräsident von CSW, Mervyn Thomas, äußerte dazu: „Christen zu befehlen, ihr heiligstes Fest an einem vom Militär diktierten Datum zu feiern, ist eine erhebliche Verletzung der Religions- und Glaubensfreiheit.“ Die Militärjunta in Myanmar inszeniere eine betrügerische Wahl, die auf Gewalt und Kontrolle basiert. Die jüngste Anordnung zeige, dass sie die Wahlen und ihre neuen Gesetze ausdrücklich dazu nutzt, religiöse Minderheiten anzugreifen. Als weiteres Beispiel dafür nannte er die Verschleppung eines 23-jährigen Pfingstpastors in Yangon zum Wehrdienst Ende November. Dabei seien Religionsvertreter wie etwa christliche Geistliche von der Wehrpflicht ausgnommen, so Thomas. „Die internationale Gemeinschaft muss die Wahl vom 28. Dezember unmissverständlich verurteilen und sie nicht nur als politischen Schachzug, sondern auch als bedeutenden Motor religiöser Verfolgung anerkennen“, so der Menschenrechtler. In dem süostasiatischen Land sind 74 Prozent der rund 55 Millionen Einwohner Buddhisten. Der Anteil der Christen liegt bei acht Prozent. Die übrigen Einwohner sind meist Muslime oder Hindus.