11.02.2025
Gaza/Israel: Hamas setzt Geisel-Freilassung aus
Fortbestand der Waffenruhe unklar
GAZA / JERUSALEM (inn)- Von Israelnetz – Die Hamas hat die für Samstag geplante Geisel-Freilassung auf unbestimmte Zeit verschoben. Das teilte sie am Montag mit. Als Grund nannte die Terrorgruppe eine angebliche Verletzung der Waffenruhe durch Israel. So sollen israelische Soldaten an mehreren Orten auf Palästinenser geschossen haben. Zudem soll Israel die Rückkehr der Palästinenser in den nördlichen Gazastreifen verzögert und die Einfuhr von Hilfsgütern behindert haben.
Der israelische Regierungssprecher David Mencer wies die Vorwürfe umgehend zurück. Und auch Verteidigungsminister Israel Katz (Likud) zeigte dafür kein Verständnis. Er bezeichnete die Ankündigung der Hamas als gravierenden Verstoß gegen die Vereinbarung zur Freilassung der Geiseln. Klar ist allerdings, dass israelische Soldaten am Sonntag das Feuer auf eine Gruppe Palästinenser eröffnet hatte. Nach israelischen Angaben habe sich die Gruppe nur wenige hundert Meter einer Pufferzone im nördlichen Gazastreifen genähert. Daraufhin hätten die Israelis Warnschüsse abgegeben.
US-Präsident Donald Trump (Republikaner) bezeichnete die Entscheidung der Hamas als „schrecklich“ und drohte: Sollten nicht alle Geiseln aus dem Gazastreifen freikommen, werde die „Hölle“ losbrechen. Als Frist nannte er Samstagmittag. Sollte dies nicht geschehen, empfehle er Israel, die seit 19. Januar geltende Waffenruhe aufzukündigen. Die Entscheidung liege allerdings bei Israel. Er spreche nur für sich.
Welche konkreten Konsequenzen der Hamas drohen, ließ Trump offen, US-Truppen schloss er aber nicht aus. „Die Hamas wird herausfinden, was ich meine“, sagte er auf Nachfrage von Journalisten.
Älteste israelische Geisel ist tot
Die USA, Ägypten und Katar hatten eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Diese trat am 19. Januar in Kraft. Die Hamas sollte 33 Geiseln freilassen. Im Gegenzug verpflichtete Israel sich, rund 1.900 palästinensische Häftlinge aus israelischer Haft zu entlassen. Am kommenden Samstag sollte die fünfte Austausch-Runde stattfinden. Aktuell befinden sich noch 73 Israelis in Geiselhaft. Nach israelischen Angaben könnten 34 von ihnen tot sein.
Wie israelische Medien am Dienstag berichten, soll unter den Toten auch Schlomo Manzur sein. Der 86-Jährige ist die älteste Geisel. In einer Erklärung heißt es: „Schweren Herzens haben wir Kibbuz-Mitglieder heute Morgen die Nachricht von der Ermordung unseres lieben Freundes Schlomo Manzur in der Gefangenschaft der Hamas erhalten.“ Demnach wurde er bereits am 7. Oktober 2023 von Terroristen ermordet.
Israels Premier Benjamin Netanjahu (Likud) drückte ebenfalls seine Trauer aus und teilte mit, „weiter entschlossen“ zu handeln, um alle Geiseln, „die lebenden und die toten“ zurückzubringen. Das verlangen auch die Familien der Geiseln. In einer Erklärung heißt es: „Wir fordern die Aufrechterhaltung der Bedingungen“, um eine „erfolgreiche Fortsetzung des Abkommens und die sichere Rückkehr“ zu gewährleisten.
Am Dienstag forderte UN-Generalsekretär António Guterres die Hamas auf, mit der geplanten Freilassung der Geiseln fortzufahren. Es müsse um jeden Preis verhindert werden, dass es wieder zu „Feindseligkeiten“ kommt. Israels weiteres Vorgehen ist am Dienstagmittag noch unklar. Das Sicherheitskabinett hat sich jedoch zu Beratungen getroffen. (mas)