07.01.2025
Syrien: Menschenrechtler warnen vor Islamisten
Vorwurf: IS-Kämpfer sollen in die Armee integriert werden
Göttingen/Damaskus (IDEA) – Menschenrechtler warnen vor einer Islamisierung Syriens durch die neuen Machthaber. Nach Informationen der Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) plant die Interimsregierung, islamistische Kriegsverbrecher und Kämpfer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) in eine neue syrische „Nationalarmee“ einzugliedern. In diese Streitkräfte sollten unter anderem Kämpfer aufgenommen werden, die seit 2018 an der Besetzung der Kurdenregion Afrin im Nordwesten des Landes beteiligt seien. Dort hätten sie Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Nach einer Vermutung des Nahostexperten der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, sollen in die Armee auch ehemalige IS-Kämpfer integriert werden, die 2014 an Übergriffen auf Jesiden im Irak beteiligt waren. Damals vergewaltigten Angehörige der Terrormiliz massenhaft jesidische Frauen. „Schon jetzt machen Islamisten, die in die Armee integriert werden sollen, im Westen Syriens Jagd auf Alawiten und Christen“, erklärte Sido weiter. Es gebe immer mehr Hinweise darauf, dass Alawiten wegen angeblicher Kollaboration mit dem Regime des gestürzten Diktators Baschar al-Assad auf offener Straße ermordet würden. Auch Christen seien von Repressionen betroffen. So seien auf öffentlichen Plätzen Weihnachtsbäume und christliche Heiligtümer angezündet worden.
Justizminister soll an Morden beteiligt gewesen sein
Laut Medienberichten soll der syrische Interimsjustizminister Shadi al-Waisi 2015 in der Region Idlib an der Ermordung von mindestens zwei Frauen beteiligt gewesen sein. Er habe sie als „Scharia-Richter“ wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt, berichtete unter anderem das Nachrichtenportal „t-online“. Danach seien sie durch Kopfschüsse getötet worden. Ein syrischer Journalist habe Videos von den Hinrichtungen aufgenommen und im Internet veröffentlicht. Offiziell habe die neue syrische Regierung zu den Vorwürfen nicht Stellung genommen. Ein hoher Beamter habe anonym erklärt, die Videos zeigten „die Durchsetzung des Rechts unter den damaligen Umständen". Die neue Regierung sei aber heute „über diesen Punkt hinaus“ und wolle „Gerechtigkeit herstellen und die Rechtsstaatlichkeit achten“.