18.07.2025

Indonesien: 75-jähriger Christ vorzeitig freigelassen

Er saß zum zweiten Mal wegen angeblicher Blasphemie in Haft

Jakarta (IDEA) – In Indonesien ist ein christlicher Konvertit nach mehr als vier Jahren Haft wieder frei. Bei dem Freigelassenen handelt es sich um Apollinaris Darmawan. Wie die christliche Organisation „International Christian Concern“ (ICC/Washington) am 17. Juli berichtete, wurde der 75 Jahre alte Mann bereits im November 2024 vorzeitig entlassen. Erst jetzt habe ein ICC-Mitarbeiter davon erfahren. Die Polizei hatte den Ex-Muslim im August 2020 festgenommen, nachdem ein Mob sein Haus gestürmt und ihn auf die Straße gezerrt hatte. Ihm wurde vorgeworfen, den Propheten Mohammed und den Islam in den Sozialen Medien beleidigt zu haben. Wie ein im Internet kursierendes Video zeigte, riss die wütende Menge dem Christen das Hemd vom Leib. Er wurde danach „zu seiner Sicherheit“ abgeführt, wie es zunächst hieß. Später verurteilte ihn ein Gericht zu einer Höchststrafe von fünf Jahren und einer Geldstrafe wegen Blasphemie. Darmawan ist vor Jahren mit seiner Familie zum christlichen Glauben übergetreten. Im Jahr 2011 veröffentlichte er das Buch „Sechs Wege zu Gott“ in englischer Sprache. Der ehemalige Mitarbeiter der staatlichen indonesischen Eisenbahn verbreitete zudem seine Ansichten über Religion auf YouTube. Von 2015 bis Anfang 2020 war der Katholik schon einmal wegen eines Blasphemievorwurfs eingesperrt. Die Evangelische Nachrichtenagentur IDEA und die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) benannten ihn im Dezember 2021 zum „Gefangenen des Monats“. Indonesien, das Land mit der größten islamischen Bevölkerung weltweit, galt lange als tolerant gegenüber religiösen Minderheiten. Seit einigen Jahren zeigt sich, dass überproportional häufig Nichtmuslime der Blasphemie beschuldigt werden. Von den rund 280 Millionen Einwohnern Indonesiens sind fast 80 Prozent Muslime. Der Anteil der Christen liegt bei etwa zwölf Prozent.