10.03.2025

Deutschland: Antisemitismus-Vorwurf-Dekanat schließt Kirchengemeinde

Nachbargemeinden übernehmen die Betreuung der Gemeindemitglieder

Darmstadt (IDEA) – Das Evangelische Dekanat Darmstadt hat die Michaelsgemeinde im Darmstädter Martinsviertel geschlossen. Das geht aus einer Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hervor. Zum Hintergrund: Auf einem „Antikolonialistischen Weihnachtsmarkt“ der Gemeinde am dritten Adventssonntag 2024 wurde antisemitische Propaganda verbreitet. Im Internet wurden Fotos veröffentlicht, auf denen u.a. Schriften mit der Parole „From the river to the sea, palestine will be free“ (Vom Fluss bis zum Meer, wird Palästina frei sein) zu sehen waren. Der Slogan wird vom Bundesinnenministerium als Kennzeichen der palästinensischen Terrorgruppe Hamas eingestuft. Auf einem Stoffbeutel waren die Umrisse des Staates Israels, des Gaza-Streifens und des Westjordanlands zu erkennen. Darauf steht der Schriftzug „Palästina“, so dass die Grafik dem Staat Israel mutmaßlich das Existenzrecht abspricht. Wegen der Verbreitung der Propaganda hatten mehrere Personen und Organisationen Strafanzeige gestellt, unter anderem die EKHN. Im Dezember untersagte sie dem Pfarrer der Gemeinde die Amtsausübung.

Künftige Nutzung der Kirche wird „ergebnisoffen geprüft“

Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, traten mehrere Mitglieder des Kirchenvorstandes wegen des Skandals zurück. Das Gremium sei nicht mehr beschlussfähig. Der Dekanatssynodalvorstand habe deshalb die Leitung der Gemeinde übernommen. Er habe bis auf weiteres eine Schließung des Gemeindehauses angeordnet. Es sei in der Vergangenheit teilweise von Gruppen und Initiativen ohne Autorisierung genutzt worden. Die seelsorgerliche und gottesdienstliche Betreuung der rund 1.500 Gemeindemitglieder werde ab sofort von zwei fußläufig erreichbaren Nachbargemeinden übernommen. Die Michaelskirche sei wegen Baumängeln derzeit ohnehin nicht nutzbar. Ihre künftige Verwendung werde „ergebnisoffen geprüft“. Die Landeskirche prüfe zudem, welche Aufgaben der suspendierte Gemeindepfarrer in Zukunft übernehmen könne.