27.03.2025

Deutschland: Friedensgebet von Lebensrechtlern unter Polizeischutz

Leipzig: Gegner hatten eine Absage der Veranstaltung gefordert

Leipzig (IDEA) – Unter Polizeischutz hat das jährliche Friedensgebet der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA) in der Leipziger Nikolaikirche stattgefunden. Anlass für die Sicherheitsmaßnahmen war eine angemeldete Gegendemonstration sowie massive Kritik an der Lebensrechtsorganisation, sagte die ALfA-Bundesvorsitzende Cornelia Kaminski (Fulda) der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA. Im Vorfeld hatte ein Bündnis aus feministischen Organisationen und Wissenschaftlern der Hochschule Merseburg die Nikolaikirche in einem offenen Brief aufgefordert, die Veranstaltung abzusagen. ALfA nutze, so der Vorwurf, „bewusst manipulative, oft auch aggressive Methoden“ und verbreite aktiv „Falschinformationen“. Die Organisation setze ungewollt Schwangere mit „gezielter Desinformation“ unter Druck. Zudem sei ALfA frauenfeindlich und agiere „offen gegen trans Personen und queere Lebensweisen“. Auch die angebotene Beratung sei nicht neutral und werde irreführend als Schwangerschaftskonfliktberatung präsentiert. Mit der Absage der Veranstaltung solle die Kirche „ein Zeichen für das Menschenrecht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung“ setzen, hieß es.

ALfA weist Vorwürfe zurück

In einer Stellungnahme wies Kaminski die Vorwürfe entschieden zurück. Die Organisation sei mehrfach für ihre „hervorragende Arbeit“ ausgezeichnet worden. Dies zeuge vom Engagement von ALfA für „Transparenz, Verlässlichkeit und Fairness“. Familien seien sehr dankbar für die angebotene Hilfe und würden ALfA weiterempfehlen. Alle Informationen, die verteilt würden, seien wissenschaftlich belegt, wie etwa die über mögliche psychische Folgen nach einer Abtreibung. Desinformation gebe es vielmehr dort, wo der „vorgeburtliche Mensch als Schwangerschaftsgewebe“ bezeichnet werde – „und Frauen erzählt wird, eine chemische Abtreibung sei weniger gefährlich als eine Geburt“, so Kaminski. Auch dem Vorwurf der Frauen- und Queerfeindlichkeit, der sich auf einen Facebook-Post von ihr bezog, widersprach die Bundesvorsitzende: „Kritik daran, dass Frauen mit männlichem, ungepflegtem Äußeren zur Frau des Jahres gewählt werden, muss Frauen erlaubt sein.“ Wer Frauen diese Kritik nicht zugestehe, agiere selbst frauenfeindlich.

Weitere Anschuldigung: „Judenhass“

Auch während der Veranstaltung wurden weitere Anschuldigungen laut: In einem vor der Kirche verteilten Flugblatt sei unter anderem behauptet worden, in der ALfA gebe es „unverhohlenen Judenhass“, so Kaminski. Begründet wurde dies mit der Mitgliedschaft im Bundesverband Lebensrecht (BVL), dessen Vorsitzende Abtreibungen mit dem Holocaust verglichen habe – ein Vorwurf, den Kaminski als unwahr zurückwies. Während des Gebets selbst sei es zu keinen weiteren Zwischenfällen gekommen. Drei Streifenwagen mit Polizisten seien zur Beobachtung vor der Kirche positioniert gewesen. Die geschätzten 12 bis 15 Gegendemonstranten blieben Kaminski zufolge friedlich. Nach dem Gebet suchten ALfA-Mitglieder das Gespräch mit den Demonstranten, das nach eigenen Angaben „respektvoll und offen“ verlief. Es sei das erste Mal, dass das jährliche Gebet von solch massiver öffentlicher Kritik und Polizeipräsenz begleitet wurde, sagte Kaminski.