04.11.2025

Indien: Höchstes Gericht spricht Christen in Uttar Pradesh frei

Ihnen war die massenhafte Bekehrung von Hindus zur Last gelegt worden

Neu Delhi (IDEA) – Der Oberste Gerichtshof Indiens mit Sitz in Neu Delhi hat sämtliche strafrechtlichen Verfahren gegen zahlreiche Christen im Bundesstaat Uttar Pradesh wegen angeblich erzwungener Massenbekehrungen aufgehoben. Wie die Nachrichtenplattform Morning Star News berichtete, kritisierte das Gericht die dortigen Behörden scharf dafür, das Strafrecht als Werkzeug zur „Schikane“ Unschuldiger missbraucht zu haben. Die Ermittlungen hätten „keinerlei Vertrauen in die Redlichkeit der Behörden“ geweckt. Im Gegenteil hätten sich zahlreiche Beweise und Zeugen der Anklage als unglaubwürdig herausgestellt. Bereits im Mai 2024 hatte das Gericht geäußert, Teile des Anti-Konversionsgesetzes von Uttar Pradesh könnten gegen die Religionsfreiheit der indischen Verfassung (Artikel 25) verstoßen. Die endgültige verfassungsrechtliche Klärung dieser Frage steht noch aus.

Geistliche und Krankenhauspersonal betroffen

Von den Verfahren waren unter anderen Pastor Vijay Masih von der Evangelischen Kirche Indiens in Fatehpur, zahlreiche Mitarbeiter des Broadwell Christian Hospital sowie Verantwortliche der Sam Higginbottom University of Agriculture, Technology and Sciences (SHUATS) in Prayagraj betroffen. Die Auseinandersetzung hatte im April 2022 begonnen, als Mitglieder der hindunationalistischen Organisation Vishwa Hindu Parishad (VHP) eine von Masih geleitete gottesdienstliche Versammlung umstellten, die Gläubigen einsperrten und die Polizei riefen. Sie warfen den Christen vor, 90 Hindus seien zur Annahme des christlichen Glaubens gezwungen worden. Masih und 35 weitere Christen wurden festgenommen. Nach einer ersten Freilassung auf Kaution wurde Masih im Oktober 2022 erneut inhaftiert und verbrachte mehr als 100 Tage im Gefängnis. Der Generalsekretär der Evangelischen Kirche Indiens, Edwin J. Wesley, schilderte, dass viele Christen aufgrund des Drucks der Polizei ihre Arbeitsplätze und ihre Heimat hätten verlassen müssen. „All dies geschah, weil die Polizei sie ständig verfolgte, um sie ins Gefängnis zu stecken und dort für lange Zeit festzuhalten. Viele leiden unter schweren Depressionen und müssen sich zur Genesung in ärztliche Behandlung begeben.“ Wesley sagte, die Kirche habe voll und ganz mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet und ihnen wiederholt erklärt, dass alle, die in ihrer Kirche Gottesdienst feierten, Christen und Mitglieder der Kirche oder Mitarbeiter des Missionskrankenhauses seien, die niemanden bekehrt hätten.

Dramatische Folgen für die Betroffenen

Pastor Jose Prakash George, der eine unabhängige Gemeinde leitet und auf dem Gelände des Krankenhauses wohnt, war ebenfalls im Zusammenhang mit den Vorwürfen festgenommen worden. Er berichtete Morning Star News, dass insgesamt 68 Personen namentlich genannt worden seien. Darunter waren auch fünf Minderjährige. Zahlreiche Betroffene verbrachten Monate in Haft oder mussten aus Angst vor weiteren Repressalien ihren Wohnort wechseln. „Ich habe Eltern gesehen, die wie Kinder geweint haben, weil sie ihren Kindern nicht einmal ein Glas Milch geben konnten und manchmal nicht einmal Essen“. Viele Kinder hätten über zwei Jahre lang nicht zur Schule gehen können. „Wir hätten die Gewalt vielleicht ertragen können, aber als Pastor kann ich das Leiden der Kinder nicht tolerieren. Auch heute noch bete ich unter Tränen für die Kinder, egal welcher Kirche sie angehören.“ Die Zukunft vieler sei ruiniert. George berichtete weiter, dass auch seiner Frau mit Gefängnis und dem Verlust ihres Arbeitsplatzes gedroht worden sei. Auch seine Kinder seien ständig schikaniert worden. Im Gefängnis habe man ihn und andere Christen verspottet und herabgewürdigt.

Gesundheitsversorgung erheblich verschlechtert

Auch das Broadwell Christian Hospital war stark betroffen, wie eine leitende Mitarbeiterin erklärte. Rund 60 Mitarbeiter mussten ihren Arbeitsplatz wechseln, während viele andere entlassen wurden. Die Versorgung der Patienten sei erheblich eingeschränkt worden. Die Patientenzahl sei drastisch zurückgegangen, nachdem Extremisten Patienten am Zutritt gehindert und behauptet hätten, das Krankenhaus sei geschlossen. Zum Hintergrund: Seit dem Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi 2014 hat sich laut Beobachtern die Lage der Christen erheblich verschärft. Indien belegt mittlerweile Rang 11 auf dem Weltverfolgungsindex des christlichen Hilfswerks Open Doors (2025). Im Jahr 2013 befand es sich noch auf Platz 31.