26.11.2025

Nigeria: Bischöfe - “Die Situation ist besorgniserregend,

aber es handelt sich nicht um Völkermord“

Abuja (Fides) – „Leider gibt es keine neuen Informationen über das Schicksal der Geiseln“, so Bischof Bulus Dauwa Yohanna von Kontagora gegenüber Fides. In seiner Diözese wurden am 21. November 315 Schülerinnen und Schüler sowie und Mitarbeitende der katholischen Schule „St. Mary’s Catholic School“ von einer bewaffneten Gruppe entführt. Fünfzig Schülern gelang es, aus den Händen der Entführer zu fliehen, sodass derzeit noch 265 Personen (darunter 239 Kinder) in ihrer Gewalt sind (vgl. Fides 24/11/2025).
Die gravierende Unsicherheit in Nigeria war Gegenstand einer Erklärung der Nigerianischen Bischofskonferenz. Laut Bischof Yohanna „beschreibt die Erklärung die reale Situation, die seit Jahren im Land herrscht. Ich denke, dass es denjenigen, die die Autorität haben, diese Probleme wirksam anzugehen, an politischem Willen mangelt“.
In ihrer Erklärung bekräftigen die Bischöfe: „Die bedauerliche Sicherheitslage in unserem Land Nigeria und die anhaltenden Kontroversen, die das fragile soziale und religiöse Klima des Landes anheizen, sind wirklich besorgniserregend”. „Noch schmerzhafter ist die anhaltende Gewalt, die unzählige Opfer gefordert, Häuser zerstört und Familien vertrieben hat”, heißt es weiter in der Erklärung der Katholischen Bischofskonferenz von Nigeria (CBCN)
„Es gibt Anlass zu großer Sorge, dass mehrere mehrheitlich christliche Gemeinschaften, insbesondere in den nördlichen und zentralen Regionen des Landes, wiederholt brutalen Angriffen ausgesetzt waren, die schwere Verluste an Menschenleben und den tragischen Verlust vieler christlicher Leben zur Folge hatten“, betont die Bischofskonferenz und prangert an, dass „in einigen Fällen beunruhigende Berichte über Verzögerungen oder ausbleibende Reaktionen seitens der Sicherheitskräfte eingegangen sind, was den Eindruck einer möglichen geheimen Absprache oder mangelnden Handlungswillens erweckt“.
Die Bischöfe weisen jedoch die vor allem von außerhalb Nigerias erhobenen Vorwürfe eines „Völkermords“ an nigerianischen Christen zurück. „Im Bewusstsein der heiligen Würde und des unschätzbaren Wertes jedes menschlichen Lebens sind wir ebenso zutiefst besorgt darüber, dass auch Muslime und viele andere unschuldige Bürger verschiedener Ethnien Opfer derselben Grausamkeit geworden sind, die unsere gemeinsame Menschlichkeit weiterhin entweiht“, erklären sie.
Laut CBCN handelt es sich um eine „nationale Krise”, die auch durch die jüngsten Ereignisse deutlich wird. In diesem Zusammenhang nennen sie, „die Entführung von 38 Gläubigen der ‚Christ Apostolic Church‘ im Bundesstaat Kwara, die später freigelassen wurden die Entführung von 25 Mädchen im Bundesstaat Kebbi, von 13 Bäuerinnen im Bundesstaat Borno, von 265 Schülern und ihren Lehrern in der St. Mary-Schule die brutale Ermordung von über siebzig Menschen im südlichen Bundesstaat Taraba und die Vertreibung von Tausenden von Menschen“. Dies zeuge von dem „besorgniserregenden Ausmaß der Sicherheitskrise”. „Diese Tragödien sowie die Ermordung von Brigadegeneral Musa Uba und vielen Mitgliedern des Sicherheitspersonals zeigen, in welchem Ausmaß die Kriminalität in unser nationales Leben eingedrungen ist”, betonen die Bischöfe in diesem Zusammenhang.
Angesichts all dessen erinnert die CBNC die Regierung an ihre in der Verfassung von 1999 verankerte Verantwortung, die Sicherheit aller Bürger zu gewährleisten, um der Gewalt ein Ende zu setzen und die Verantwortlichen für diese grausamen Verbrechen vor Gericht zu stellen.
(L.M.) (Fides 26/11/2025)