28.11.2025
Deutschland: Zahl assistierter Suizide steigt deutlich
Mehr als jeder zehnte Suizid erfolgt mit Assistenz
Kassel (IDEA) – Die Zahl der Selbsttötungen in Deutschland ist 2024 zum vierten Mal in Folge gestiegen. Insgesamt nahmen sich 10.372 Menschen das Leben – 68 mehr als im Jahr zuvor. Besonders auffällig ist der wachsende Anteil assistierter Suizide: Fachleute gehen davon aus, dass mittlerweile mehr als jeder zehnte Suizid in Deutschland mit Assistenz erfolgt. Das geht aus einer aktuellen Übersicht des Nationalen Suizidpräventionsprogramms (NaSPro) und der Deutschen Akademie für Suizidprävention (DASP) hervor.
Mehr Suizide durch Medikamente
Nach Jahrzehnten rückläufiger Zahlen steigt die Suizidrate seit 2021 wieder kontinuierlich an. 2024 lag sie bei 12,4 Suiziden pro 100.000 Einwohner (2023: 12,2). Besonders häufig betroffen sind Männer (71,5 Prozent) sowie Menschen über 50 Jahren (73,8 Prozent). Sterbehilfeorganisationen meldeten 997 assistierte Suizide im Jahr 2024 – ein Zuwachs von 287 Prozent gegenüber 2021 (340 Fälle). Assistierte Suizide werden allerdings in der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes weiterhin nicht gesondert ausgewiesen. Deutlich zugenommen hat auch die Zahl der Suizide durch Medikamente: Sie hat sich seit 2020 fast verdoppelt und liegt aktuell bei 2.002 Fällen. Die Experten für Suizidprävention gehen davon aus, dass darunter viele assistierte Suizide sind, da hierbei oft Medikamente eingesetzt werden. Insgesamt sind Erhängen (4.037 Fälle) und Medikamentenvergiftungen die häufigsten Methoden.
Zunahme hat vielfältige Ursachen
Die Gründe für den erneuten Anstieg seien vielfältig, so NaSPro und DASP: Veränderungen im Gesundheitswesen, demografische Entwicklungen sowie gesellschaftliche Belastungsfaktoren spielten eine Rolle. Die Organisationen fordern daher eine bundesweit abgestimmte, langfristig angelegte und gesetzlich abgesicherte Präventionsstrategie. Ziel müsse sein, dass Hilfe und Beratung leichter zugänglich sind als Angebote zur Suizidassistenz.