29.11.2025

Belarus: Wird die Regierung eine Rückkehr der freigelassenen Priester in ihre Pfarren erlauben?

AKREF-A/29.11.25 - Der autoritäre Staatschef von Belarus Aleksandr Lukaschenko hat zwei inhaftierte katholische Priester, Henryk Okolotowitsch und Andrei Juchniewitsch überraschend begnadigt. Die beiden in nicht öffentlichen Verhandlungen zu langen Haftstrafen verurteilten Geistlichen wurden am Morgen des 20. November freigelassen und in die Nuntiatur in der Hauptstadt Minsk gebracht. Von dort wurden sie am selben Tag zum Flughafen gebracht und sie befinden sich derzeit in Rom. Die staatliche Nachrichtenagentur Belta behauptete, dass die beiden Prieser „schwere Verbrechen gegen den Staat“ begangen hätten. Beide wiesen alle gegen sie erhobenen Anschuldigungen zurück.

„Beide Priester bekannten sich der Verbrechen laut Anklage „nicht schuldig“, stellte die unabhängige katholische Medienplattform Katolik.net fest. „Die Gläubigen betrachteten die Urteile auch als ungerecht und beteten für die baldige Freilassung der Gefangenen.“

Henryk Okolotowitsch wurde im November 2023 festgenommen und im Dezember 2024 aufgrund einer Anklage wegen Verrats zu 11 Jahren Haft verurteilt. Andrei Juchniewitsch wurde im Mai 2024 festgenommen und im April 2025 aufgrund des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen oder Minderjähriger zu 13 Jahren Haft verurteilt.  Seine Unterstützer gehen von einer falschen Anklage aus. Katolik.life berichtete, dass die Diözese Witebsk keinerlei Beschwerden über ein Fehlverhalten von Andrei Juchniewitsch erhalten hatte. Im August 2025 wurden alle Auftritte von Katolik.life in den sozialen Medien aufgrund einer Entscheidung des Bezirksgerichts des Bezirks Lenin von Grodno auf die Liste extremistischer Materialien gesetzt. Der Telegram Kanal von Katolik.life ist bereits seit September 2024 aufgrund einer Entscheidung eines Gerichts in der Region Minsk von Belarus aus nicht mehr zugänglich.

Der Sprecher der katholischen Kirche Juri Jasewitsch wies gegenüber Radio Free Europe darauf hin, dass die Formulierung der staatlichen Nachrichtenagentur „Belta“, die beiden Priester hätten schwere Verbrechen gegen den Staat begangen, indirekt bestätigten, dass die Anklage wegen sexuellen Missbrauchs fingiert war. Am 24. November erklärte Jasewitsch gegenüber Forum 18, dass er keine Kenntnis von der Kirche vorliegenden Informationen über Missbrauchsvorwürfe gegen Pater Juchniewitsch hätte.

Der Leiter des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, Kardinal Claudio Gugerotti, erwähnte in einem Interview mit Radio Vatikan, dass er bei seinem Treffen mit Alexandr Lukaschenko in Minsk am 27. Oktober das Problem der beiden inhaftierten Priester angesprochen hatte. Kardinal Gugerotti erwähnte auch, dass er mit Lukaschenko über die aufgrund ihrer Ziegelbauweise als Rote Kirche bekannte katholische Kirche St. Simon und Helena im Zentrum von Minsk gesprochen hatte. Diese Kirche wurde nach einem kleineren Brand in einem Nebenraum im September 2022 von den Behörden geschlossen.  

Es ist weiterhin unklar, ob die Regierung Henryk Okolotowitsch und Andrei Juchniewitsch gestatten wird, nach Belarus zurückzukehren und den Dienst in ihren Pfarren wieder aufzunehmen.

Präsident Lukaschenko hat in den letzten Monaten mehrere Gefangene, darunter auch politische Gefangene, begnadigt. Fast alle von ihnen – einschließlich belarussischer Staatsangehöriger – wurden aus Belarus abgeschoben. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Viasna (Frühling) vom 24. November gibt es in Belarus 1.247 politische Gefangene.

Quelle: Forum 18, Oslo (Bericht vom 28. November 2025)

Deutsche Fassung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der EAÖ

 

Eine offizielle Meldung der katholischen Kirche finden Sie unter

https://weltkirche.katholisch.de/artikel/65853-belarussischer-machthaber-begnadigt-zwei-katholische-geistliche