10.10.2025

Israel: Feuerpause in Kraft

Nach der Zustimmung des israelischen Kabinetts zum Abkommen mit der Hamas beginnt die Feuerpause. Die Terrorgruppe muss bis Montagmittag die Geiseln freilassen.

(Von Israelnetz /10. Oktober 2025) JERUSALEM / GAZA (inn) – Das israelische Kabinett hat den ersten Teil der Vereinbarung mit der Hamas am frühen Freitagmorgen angenommen. Daraufhin trat die Feuerpause in Kraft.

Die Armee zog ihre Truppen im Gazastreifen bis zum Mittag auf eine vereinbarte Linie zurück. Nun hat die Hamas 72 Stunden Zeit, um die Geiseln freizulassen. Im Gegenzug entlässt Israel knapp 2.000 palästinensische Häftlinge.

Von den Entführten gelten 20 als am Leben, bei zweien besteht Unsicherheit und 26 dürften tot sein. Die Hamas sagt, sie wisse nicht von jeder Leiche, wo sich diese befinde. Laut der Vereinbarung muss sie bis Montag 12 Uhr Ortszeit alle toten Geiseln herausgeben, derer sie habhaft wird. Israelische Krankenhäuser bereiten sich für die Aufnahme und medizinische Versorgung der Geiseln vor, deren Gesundheitszustand nach mehr als zwei Jahren in den Händen der Entführer nicht bekannt ist.

Verspäteter Beginn

Die israelische Kabinettssitzung begann am Donnerstagabend erst gegen 22 Uhr. Zuvor traf sich Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) mit den beiden US-Gesandten Steve Witkoff und Jared Kushner. Sie hatten sich am Mittwoch an den Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas im ägyptischen Scharm el-Scheich beteiligt. Anschließend flogen sie nach Israel.

Witkoff und Kushner nahmen an der Kabinettssitzung teil. Die Minister stimmten indes nicht über ein „Ende des Krieges“ ab, sondern über ein sechsseitiges hebräisches Dokument zur ersten Phase des Friedensplans für Gaza. Darauf weist die Nachrichtenseite „Times of Israel“ hin.

In Scharm el-Scheich hatten Israel, die Hamas und die Vermittler hingegen ein Dokument unterzeichnet, dessen erste Klausel lautet: US-Präsident Donald Trump „gibt das Ende des Krieges im Gazastreifen bekannt, und dass die Parteien zugestimmt haben, die notwendigen Schritte für dieses Ende umzusetzen“. Der Republikaner verkündete in seinem eigenen Kabinett: „Wir haben den Krieg in Gaza beendet.“

Der Leiter der Hamas-Delegation, Chalil al-Haja, merkte an: „Wir haben von den Vermittlern und den Amerikanern Garantien erhalten, dass der Krieg auf unbestimmte Zeit beendet ist.“

Ben-Gvir und Smotritsch dagegen

In Israel lehnte Polizeiminister Itamar Ben-Gvir (Jüdische Stärke) die Vereinbarung ebenso ab wie seine Parteigenossen, der Minister für Negev und Galiläa, Jizchak Wasserlauf, und der Minister für Kulturerbe Amichai Eliahu. Auch Finanzminister Bezalel Smotritsch und Siedlungsministerin Orit Strock (beide Religiöser Zionismus) stimmten dagegen. Einwanderungsminister Ofir Sofer, der auch zu ihrer Partei gehört, sprach sich jedoch dafür aus.

In der Sitzung dankte Netanjahu für die „außerordentliche Hilfe von Präsident Trump und seinem Team“. Kushner lobte die Armee: „Das alles wäre nicht möglich geworden ohne die Tapferkeit der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte und ihrer Soldaten.“ Sie seien nicht nur in Gaza erfolgreich gewesen, sondern auch gegen die Hisbollah im Libanon.

Witkoff lobte Netanjahu für „sehr schwere Entscheidungen“. Manchmal hätte er sich mehr Flexibilität gewünscht. „Aber jetzt im Rückblick denke ich, dass wir nicht an diesen Punkt gelangt wären, wenn Premierminister Netanjahu nicht so gehandelt hätte, wie er es tat.“

Reservist und mehrere Palästinenser getötet

Vor der Feuerpause wurde ein Reservist am Donnerstagnachmittag beim Angriff eines Hamas-Scharfschützen in Gaza-Stadt getötet. Es handelt sich um den 26-jährigen Michael Mordechai Nachmani aus Dimona. Damit erhöhte sich die Zahl der Gefallenen seit Beginn der Bodenoffensive Ende Oktober 2023 auf 472.

Am Donnerstagabend berichteten palästinensische Medien unter Berufung auf die Zivilschutzbehörde der Hamas, bei einem Luftangriff sei ein Gebäude in Gaza eingestürzt. Vier Leichen seien geborgen worden, etwa 40 Menschen steckten unter den Trümmern fest. Aus der Armee hieß es, der Angriff habe einer Hamas-Zelle gegolten, die eine unmittelbare Bedrohung für Soldaten darstellte.

Derweil forderte die Hamas-Zivilschutzbehörde die Bewohner auf, sich nicht den Grenzen zu nähern, bevor es eine offizielle Mitteilung über einen Abzug der israelischen Armee gebe. „Verstöße gegen diese Warnung setzen Ihre Leben einem Risiko aus.“ Die Vereinbarung zwischen Israel und der Terrorgruppe feierten zahlreiche Menschen im Gazastreifen. (eh)