11.10.2025
Kirgisistan: Razzia und Geldstrafen gegen Baptisten
wegen „illegalem Gottesdienst“
Am 14. September führte die Geheimpolizei gemeinsam mit Beamten der staatlichen Behörde für religiöse Angelegenheiten und interethnische Beziehungen eine Razzia beim Sonntagsgottesdienst der Gemeinde des Rats der Baptistengemeinden in der Hauptstadt Bischkek durch. In der Gemeinde, die wie alle Gemeinden ihres Bundes keine staatliche Registrierung anstrebt, fand gerade das Erntedankfest statt. Die Beamten filmten den Gottesdienst und beschlagnahmten religiöse Literatur, um sie einer „Expertenanalyse“ zuzuführen.
Ibrahim Akunov von der staatlichen Behörde für religiöse Angelegenheiten drohte gegenüber Gemeindemitgliedern mit der Schließung der Gemeinde. „Als die Beamten in den Räumen der Gemeinde filmten und die Kinder im Hof spielten, drohte er und schrie, dass er die Gemeinde schließen würde,“ berichteten Baptisten, die aus Furcht vor staatlichen Repressalien nicht namentlich genannt werden wollen, gegenüber Forum 18. „Das hat einige von uns erschreckt, insbesondere die Kinder.“ Akunov weigerte sich, zu erklären, weshalb er eine Razzia in der Baptistengemeinde durchführte und bedrohte Gemeindemitglieder. „Ich werde nicht mit ihnen sprechen. Sie können nur einen Brief an das Außenministerium schreiben“, erklärte er auf Anfrage gegenüber Forum 18.
Die Beamten nahmen den Gemeindeleiter, Pastor Dmitri Golovin und Aleksey Demchenko, einen der Diakone, mit auf die Polizeistation. Izzat Ozubekov von der Abteilung für den Kampf gegen Extremismus und illegale Migration der Polizei des Stadtbezirks Sverdlov nahm einen Akt über einen Verstoß gegen das Verbot der Durchführung religiöser Aktivitäten und Nutzung von Gebäuden für religiöse Zwecke ohne staatliche Registrierung auf. Danach verhängte er Geldstrafen in Höhe von etwa zwei Wochenlöhnen von Personen in regulären Arbeitsverhältnissen gegen die beiden. Beide haben Berufung gegen die Strafen eingelegt.
Die Entscheidung darüber obliegt dem Bezirksgericht Sverdlov in Bischkek.
Die Razzia gegen die Baptistengemeinde in Bischkek folgte 10 Monate nach Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern der Gemeinschaft der Wahren und Freien Reformadventisten im November 2024. Die Gemeinschaft wurde im März 2025 als „extremistisch“ verboten. Im Juli verurteilte ein Gericht in Bischkek den schwer kranken Pastor der Gemeinschaft, Pavel Shreider, zu 3 Jahren Haft und ordnete seine Abschiebung nach Russland nach Verbüßung der Haftstrafe an.
Quelle: Forum 18, Oslo (Bericht vom 10. Oktober 2025)
Deutsche Fassung: Arbeitskreis Religionsfreiheit der EAÖ