13.10.2025

Israel: Freilassung der Geiseln - „Das ist ein Grund zum Jubeln“

Die jüdische Gemeinschaft in Israel und Deutschland ist aber weiterhin bedroht

Tel Aviv/Jerusalem (IDEA) – Mit großer Erleichterung und Freude haben führende Vertreter der jüdischen Gemeinschaft und der großen Kirchen in Deutschland auf die Freilassung der letzten 20 israelischen Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas reagiert. Am 13. Oktober hatte die Terrormiliz laut Medienberichten zuerst sieben und dann die verbliebenen 13 lebenden Geiseln an das Internationale Rote Kreuz übergeben. Unter ihnen waren auch vier deutsche Staatsangehörige. Zudem hat die Hamas darüber hinaus die sterblichen Überreste mehrerer getöteter Geiseln übergeben. Weitere sollen folgen. Damit kam die Hamas einem Teil der Forderungen von US-Präsident Donald Trump im Gegenzug für eine von ihm vermittelte Waffenruhe nach. Im Gegenzug sollen 1.950 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen entlassen werden; 250 von ihnen hatten lebenslängliche Haftstrafen erhalten.

Schuster: Israel bleibt weiterhin bedroht

Der Zentralrat der Juden in Deutschland bezeichnete die Rückkehr der von der Hamas verschleppten Geiseln in einer Mitteilung als „Grund zur Freude, doch sie bedeutet leider keine Rückkehr in die Normalität“. Für dessen Präsidenten, Josef Schuster (Würzburg), markiert der Tag vor allem den Beginn eines Prozesses. „Die Heilung der tiefen Wunden, die in den letzten beiden Jahren gerissen wurden, das Erwachen aus dem Albtraum, in den uns der 7. Oktober 2023 gestürzt hat, kann erst am Ende dieses Prozesses stehen.“ Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland verspüre Erleichterung. „Insbesondere freuen wir uns über die vier deutschen Staatsbürger, die nach Hause zurückkehren können.“ Zugleich trauere man um die 28 ermordeten Geiseln, deren Leichname die Hamas auszuliefern versprochen hatte. Schuster erinnerte aber auch daran, dass Israel durch die Feinde in seiner Nachbarschaft weiterhin akut bedroht sei. „Der Freilassung der Geiseln müssen daher die weiteren Phasen des Trump-Plans folgen. Die Hamas muss entwaffnet und entmachtet werden, der Wiederaufbau von Gaza und ein dauerhafter Frieden sind nur ohne ihre Beteiligung denkbar.“ Auch in Deutschland sei der Antisemitismus „explosionsartig gewachsen. Viel zu lange hat sich als ‚propalästinensisch‘ getarnter Judenhass immer offener auf deutschen Straßen zeigen dürfen, nur schlecht kaschiert als Kritik am Vorgehen des israelischen Staates im Kampf gegen den Terror der Hamas.“ Die Politik müsse daher dringend die notwendigen rechtlichen Voraussetzungen schaffen, „um dem Judenhass auf deutschen Straßen endlich ein Ende zu setzen“.

Katholische Kirche: Der „Anfang eines Anfangs“ auf dem Weg zum Frieden

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Naher und Mittlerer Osten der Kommission Weltkirche innerhalb der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Udo Markus Bentz (Paderborn), hatte bereits vor der Übergabe der Geiseln seine Erleichterung über die ersten Schritte „zur Beendigung des Blutvergießens im Heiligen Land“ bekundet. In seiner Mitteilung betonte er zugleich, dass es sich um nicht mehr als den „Anfang eines Anfangs für eine Lösung der tiefgreifenden Konflikte im Nahen Osten“ handle. „Aber vielleicht dienen die jetzt vereinbarten Maßnahmen doch einer Deeskalation und bilden die notwendige Basis für neue Perspektiven und weitere konkrete Schritte auf dem langen Weg zum Frieden. Darauf darf man bei aller Skepsis hoffen, dafür dürfen wir beten.“

EKD: Töten und Blutvergießen müssen ein Ende finden

Auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs (Hamburg), ließ der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA auf Anfrage ihre „Erleichterung und Dankbarkeit“ ausrichten. „Nach über zwei Jahren des Leidens und Hoffens sind sie endlich zu Hause. Zugleich trauern wir mit den Angehörigen um jene Menschen, die nicht lebend heimgekehrt sind.“ Nun sei es an der Zeit, „mutige Schritte zum Frieden zu gehen und nicht nachzulassen“. Das Töten und Blutvergießen müssten dauerhaft ein Ende finden. „Wir beten für einen gerechten Frieden im Nahen Osten – einen Frieden, der Sicherheit, Freiheit und Würde für alle Menschen ermöglicht.“

ICEJ: Tausende Christen beteten für die Rückkehr der Geiseln

Der Deutsche Zweig der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem (ICEJ) berichtete IDEA, dass eine Delegation der ICEJ die Nachricht von der Freilassung der Geiseln auf dem Rückflug nach Deutschland erhielt. Redaktionsleiterin Karin Lorenz schilderte, dass der israelische Pilot per Lautsprecher die Nachricht „Sie sind zuhause!“ verkündet habe. Der Rest seiner Durchsage sei „im Jubel und Klatschen“ untergegangen. Die ICEJ war mit einer 59-köpfigen deutschen Reisegruppe in Jerusalem am Laubhüttenfest mit bis zu 2.000 Christen aus über 70 Nationen beteiligt. Die Christen hätten sich vor dem israelischen Parlament versammelt, um vor Gott für die Geiseln einzutreten, so Lorenz weiter. „Noch ehe wir in unsere Heimatländer zurückkehren, sollen die Geiseln zu Hause sein, lautete unser Flehen.“ Die Rückkehr der letzten lebenden Geiseln – rund eine Stunde bevor die Räder des Flugzeugs das Rollfeld berührten – habe man „deshalb in erster Linie als Gebetserhörung erlebt“. Doch solange die Hamas existiere und ihren Hass weiterverbreiten könne, sei es nicht vorbei. Das gelte auch für den „Horror“, dem die jüdischen Geschwister in Deutschland ausgesetzt seien. „Denn unsere Politik und Gerichte lassen zu, dass sich derselbe mörderische Hass, der im Gazastreifen herrscht, auch auf unseren Straßen, Schulen und Universitäten ausbreitet. Dagegen werden wir weiter unsere Stimmen erheben.“

Sächsische Israelfreunde: Die Hamas will Israel vernichten

Der Ehrenvorsitzende der Sächsischen Israelfreunde, Lothar Klein (Dresden), sagte IDEA, dass dieser Tag „für ganz Israel und dessen Freunde weltweit ein Grund zum Jubeln“ sei. Auch wenn dank der Initiative von US-Präsident Donald Trump derzeit die Waffen schwiegen, bedeute das allerdings noch lange nicht, dass die Hamas als terroristischer Ableger der Muslimbruderschaft „das in seiner Charta verankerte Ziel der Vernichtung des jüdischen Staates, ja sogar aller Juden weltweit, aufgibt“. Es sei stattdessen nicht auszuschließen, dass das Terrornetzwerk seinen Aktionsschwerpunkt nach Europa und insbesondere nach Deutschland verlagere, um gemeinsam mit seinen „linksextremistischen Unterstützern eine Abkehr der von historischer Verantwortung für die Sicherheit Israels getragenen Politik Deutschlands zu erzwingen und Israel zu isolieren“.

Für kritische Selbsteinschätzung der deutschen Nahostpolitik

Ein Nachgeben gegenüber dem Druck der Islamisten auf den Straßen Berlins und andernorts schade jedoch Deutschland mehr als Israel, „da wir mehr von israelischen Geheimdienstinformationen und Waffenlieferungen zur inneren und äußeren Gefahrenabwehr abhängig sind als Israel von uns“. Eine kritische Selbsteinschätzung der deutschen Nahostpolitik sei daher überfällig, bevor Deutschland seine „Schutzgeldzahlungen“ an Fatah (Westjordanland) und Hamas (Gazastreifen) fortsetze. Aber auch so manches Medienhaus solle sich selbstkritisch damit auseinandersetzen, wo Korrespondenten den Hass gegen Juden und Israel auf deutschen Straßen und so manchem Uni-Campus dadurch befeuert hätten, dass sie „ungeprüft die Propaganda der Hamas“ bezüglich der Opferzahlen und der Versorgungslage im Gazastreifen übernommen hätten.