15.10.2025

Pakistan: Konflikt an der Grenze zu Afghanistan

Katholischer Priester: "Wir brauchen im Kampf gegen den Terror ein Bündnis mit Afghanistan, keinen weiteren Krieg“

Karachi (Fides) – „Der Terrorismus ist ein Problem, das sowohl Pakistan als auch Afghanistan betrifft. Um ihn gemeinsam zu bekämpfen, brauchen wir ein Bündnis und keinen weiteren Krieg. Mit Bedauern und Sorge beobachten wir den neuen Konflikt an der Grenze zu Afghanistan, nachdem es bereits zu Spannungen und Zusammenstößen mit Indien an der Grenze zu Kaschmir gekommen war. Wir dürfen das Wichtigste für unser Volk und die Nachbarvölker nicht aus den Augen verlieren: den Frieden“, sagt Pfarrer Mario Angelo Rodrigues, ein Priester der Erzdiözese Karachi, gegenüber der Fides, mit Blick auf die sich verschärfenden Kämpfe an der Grenze zwischen Pakistan und Afghanistan. Der Priester, Rektor des renommierten katholischen Gymnasiums „St. Patrick“ in Karachi, das von über 4.000 Schüler, darunter Christen, Muslime und Hindus, besucht wurde betont: „Mit unseren Jugendlichen sprechen wir weiterhin über die Bedeutung einer Kultur des Friedens und sensibilisieren sie dafür“. Außerdem, so bemerkt er, „beten die katholischen Gemeinden in Pakistan in einer von Konflikten zerrissenen Welt jeden Sonntag intensiv für den Frieden und richten ihre Gebete an Gott für die Versöhnung sowohl zwischen Pakistan und Indien als auch zwischen Pakistan und Afghanistan”.
„Im Allgemeinen“, betont Don Rodrigues, „sind sich jedoch die Menschen in unserer Gesellschaft dieser Dynamiken und Konflikte kaum bewusst, da sie aufgrund der weit verbreiteten Armut damit beschäftigt sind, über ihr Überleben und ihren täglichen Lebensunterhalt nachzudenken. Die erste Dringlichkeit besteht darin, Nahrung für die eigene Familie zu finden“.
In der Nacht vom 14. auf den 15. Oktober wurden mehr als 10 afghanische Zivilisten getötet und über 100 verletzt, während entlang der gemeinsamen Grenze seit dem 11. Oktober heftige Kämpfe zwischen Pakistan und Afghanistan toben.
Pakistanische Sicherheitsbeamte beschuldigten afghanische Truppen des „unbegründeten Beschusses”, der in Kurram, einem Bezirk der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtunkhwa, zurückgeschlagen wurde. Die pakistanische Armee habe in der Nacht 30 afghanische Taliban-Kämpfer in der afghanischen Provinz Khost getötet und ein großes Ausbildungszentrum in Afghanistan zerstört, das von den pakistanischen Taliban genutzt wurde.
Afghanistan gab hingegen an, 58 pakistanische Soldaten bei Vergeltungsmaßnahmen für „wiederholte Verletzungen des afghanischen Hoheitsgebiets und Luftraums” getötet zu haben. Die Taliban-Regierung in Kabul behauptete, Pakistan habe Angriffe in der Provinz Kandahar an der südwestlichen Grenze Pakistans durchgeführt, während die pakistanische Armee erklärte, die Kämpfe würden von den Taliban in Afghanistan orchestriert.
Die Kämpfe entlang der Grenze waren am 12. Oktober nach Appellen Saudi-Arabiens und Katars vorübergehend eingestellt worden, während die Grenzübergänge geschlossen blieben. Die Wiederaufnahme der Kämpfe unterstreicht die anhaltenden Spannungen zwischen den beiden Ländern.
Die Taliban-Regierung beschuldigt Pakistan, den Konflikt durch Luftangriffe auf Kabul und Ostafghanistan begonnen und damit die Souveränität des Staates verletzt zu haben. Die staatlichen pakistanischen Medien erklärten unterdessen, die Armee habe gezielt Verstecke der pakistanischen Taliban, bekannt als „Tehreek-e-Taliban Pakistan” (TTP), einer mit den afghanischen Taliban verbündeten Gruppe, ins Visier genommen. Pakistan wirft der Taliban-Regierung in Kabul vor, die TTP zu beherbergen und zu schützen, die zahlreiche Anschläge in Pakistan verübt hat. Kabul weist hingegen alle Vorwürfe zurück.
Die Beziehungen zwischen den beiden Ländern haben sich seit der Rückkehr der Taliban an die Macht in Kabul im Jahr 2021 verschlechtert, und auch in den letzten Monaten herrschte latente Spannung: Zwischen Januar und September 2025 wurden bei verschiedenen Zusammenstößen über 500 Menschen (darunter 311 Soldaten und 73 Polizisten) getötet.
(PA) (Fides 15/10/2025)