20.10.2025

Nigeria: Blasphemiegesetze dienen oft als „Waffe gegen Christen“

Hilfswerk missio Aachen: Es kommt immer wieder zu unkontrollierter Mop-Gewalt

Aachen (IDEA) – Das katholische Hilfswerk missio Aachen hat die Abschaffung der Blasphemiegesetze in Nigeria gefordert. „Diese Gesetze werden oft als Waffe gegen Christen, andere religiöse Minderheiten wie Sufis, Humanisten oder politische Gegner eingesetzt. Sie führen zu unkontrollierter Mob-Gewalt, die meist juristisch nicht geahndet wird. Unsere Partner fühlen sich dadurch zunehmend bedroht“, erklärte der Präsident des Hilfswerks, Pfarrer Dirk Bingener, am 19. Oktober in einer Pressemitteilung. Er bezieht sich auf Berichte nigerianischer Projektpartner. Zwischen 1999 und 2002 hatten zwölf Bundesstaaten mit überwiegend muslimischer Bevölkerung im Norden Nigerias die Scharia-Gesetzgebung eingeführt. Im Bundesstaat Kano droht bei Beleidigung des Propheten Mohammed oder des Korans sogar die Todesstrafe. Laut dem Hilfswerk verzeichnen Menschenrechtler seit 2020 eine Zunahme der Gewalt im Zusammenhang mit Blasphemie-Anklagen oder -Verdächtigungen. So wurde im Mai 2022 eine christliche Studentin im Bundesstaat Sokoto aufgrund von Blasphemievorwürfen von ihren Kommilitonen gesteinigt. Im Januar 2025 brannten Unbekannte das Haus eines christlichen Hochschullehrers in Katsina im gleichnamigen Bundesstaat nieder. Ihm wurde ebenfalls Blasphemie unterstellt. Wie es in der Mitteilung heißt, schätzen Experten, dass bis zu 18.000 Christen (Stand 2023) im Zusammenhang mit den Blasphemievorwürfen oder entsprechenden Gerüchten getötet worden sind. Laut Präsident Bingener laufen politische Bemühungen zur Abschaffung der Blasphemiegesetze: „Es braucht aber weiter die Unterstützung seitens der internationale Politik, damit sich wirklich etwas ändert.“ Christen in Nigeria leiden auch unter dem Terror islamistischer Gruppen wie Boko Haram, der Gewalt muslimischer Fulani-Hirten und unter kriminellen Banden, die mit Entführungen Lösegeld erpressen.