21.10.2025

D.R. Kongo: Stimmen aus dem Osten der Demokratischen Republik Kongo

Kinshasa (Fides) – Über ein räuberisches System, das sich hinter politischen Motiven verbirgt, berichten Quellen aus missionarischen Kreisen aus Nord- und Süd-Kivu, den beiden Provinzen im Osten der Demokratischen Republik Kongo, die größtenteils von Milizen der M23/AFC (Kongo-Fluss-Allianz) besetzt sind, gegenüber Fides. Trotz der jüngsten Vereinbarungen zur Wiederherstellung des Friedens in den beiden Provinzen und zur Wiederherstellung der Souveränität der kongolesischen Regierung seien die Lebensbedingungen der lokalen Bevölkerung nach wie vor verheerend heißt es in einem Bericht der Fides vorliegt.
Aus Sicherheitsgründen wurden die Namen der erwähnten Personen geändert.
„Antoine hatte einen Abschluss in internationalem Recht und war Chef eines Stadtviertels in Goma in Nord-Kivu im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Als im Januar die Truppen der M23/AFC eintrafen, wurde er wie seine Kollegen gezwungen, eine „pädagogische” und militärische Ausbildung zu absolvieren, um dann in die Reihen der Besatzer einzutreten und als lokale Verteidigung seines Stadtviertels zu dienen. Obwohl er Zivilist war, wurde er zum Anführer einiger Milizionäre ernannt. Am Mittwoch, dem 1. Oktober, erhielt die Familie die Nachricht von seinem Tod: Er soll zusammen mit etwa zehn anderen Personen in einen Hinterhalt geraten sein, unter ungeklärten Umständen, zu denen es keine Ermittlungen gibt. Antoine war noch keine vierzig Jahre alt und hinterlässt neun Kinder“, berichten die Quellen.

„Louis war ein junger Mann aus Goma. Anfang Oktober wurden Louis und vier weitere junge Männer sowie zwei junge Frauen gewaltsam in ein Militärfahrzeug der M23 gezerrt und an einen abgelegenen Ort außerhalb der Stadt gebracht, wo er brutal zusammengeschlagen wurden. Anschließend wurden er in kritischem Zustand ins Zentralgefängnis gebracht, wo Louis starb. So sterben Tag für Tag unter der Besatzung der M23/AFC viele Kongolesen, die sich nichts sehnlicher gewünscht hätten, als in Frieden zu leben“, heißt es in dem Bericht weiter.

„In Bukavu ist die Lage nicht anders“, beklagen die Beobachter, „Gewalt ist ein Mittel, um politische und soziale Vorherrschaft zu sichern und lokale wirtschaftliche Ressourcen auszubeuten. Zuverlässige Quellen berichten, dass seit mehreren Wochen der Verkauf von Zement, einem für das Bauwesen unverzichtbaren Produkt, nunmehr das ausschließliche Monopol der Ehefrau von Sultani Makenga, dem militärischen Führer der Bewegung M23/AFC, ist. Unabhängige Händler wurden angewiesen, alle Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Import oder Verkauf von Zement einzustellen. Jeder Versuch des Widerstands wird brutal unterdrückt. Ganze Lagerhäuser wurden geschlossen, Vorräte ohne Begründung beschlagnahmt und an unbekannte Orte gebracht. ‚Wer es wagt, sich anderswo zu versorgen, wird verhaftet... Wir wissen nicht, was aus ihnen werden wird‘, sagt ein Händler mit zitternder Stimme“.

„Auch die in der ‚Fédération des Entreprises Congolaises‘ (FEC) und der ‚Association des Importateurs de Matériaux de Construction du Kivu‘ zusammengeschlossenen Wirtschaftsakteure geben an, in Angst zu leben. Kein Beamter wagt es, sich öffentlich zu äußern, da er um seine eigene Sicherheit und die seiner Familie fürchtet“, heißt es in dem Bericht weiter.„Die illegale Übernahme des Zementhandels bringt einen ganzen Sektor, der bereits durch illegale Steuern und Unsicherheit geschwächt ist, in die Knie. Die Preise steigen in die Höhe, die Baustellen kommen zum Erliegen, und die Bevölkerung zahlt den hohen Preis für ein mit Waffengewalt durchgesetztes mafiöses System“.
„Die M23/AFC behauptet, eine politische Sache zu verteidigen, verhält sich aber wie eine regelrechte räuberische Organisation“, so die Quellen abschließen, „Indem sie ein Grundbedarfsgut zu einem Instrument der persönlichen Bereicherung macht, verstärkt die Bewegung ihre wirtschaftliche Kontrolle über Süd-Kivu zum Nachteil ihrer Bürger. Und während die Angst die lokalen Stimmen zum Schweigen bringt, herrscht in der nationalen und internationalen Gemeinschaft ohrenbetäubendes Schweigen. ‚Wie lange noch?‘, fragen sich die Kongolesen.
(Fides 21/10/2025)