22.10.2025

Weltweit: Religionsfreiheit in einem Drittel aller Länder bedroht

Hilfswerk „Kirche in Not“ veröffentlicht neuen Bericht

Rom/München (IDEA) – Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ist weltweit in mehr als einem Drittel aller Staaten bedroht. Das geht aus dem aktuellen Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (München) hervor. Er wurde am 21. Oktober in Rom vorgestellt. In 62 von 196 Staaten weltweit komme es zu schwerwiegenden Verletzungen des Rechts auf freie Ausübung des Glaubens. Über 5,4 Milliarden Menschen seien betroffen, was rund 65 Prozent der Weltbevölkerung sind. In 24 Ländern komme es zu religiöser Verfolgung, darunter in Nordkorea, China, Indien und Nigeria. In weiteren 38 Staaten wie Ägypten, Mexiko und der Türkei herrschen laut dem Bericht religiöse Diskriminierung. 24 weitere Länder – unter ihnen Belarus, Ghana, Libanon oder Südsudan – stünden auf der Beobachtungsliste von „Kirche in Not“. Dort nähmen Intoleranz, Extremismus und staatliche Einmischungen in das religiöse Leben zu. In nahezu allen Ländern, die bereits im letzten Bericht 2023 in der Kategorie „Verfolgung“ oder „Diskriminierung“ aufgeführt waren, habe sich die Lage verschlechtert. Lediglich in Kasachstan und Sri Lanka gebe es einige positive Entwicklungen.

Haupttriebkraft sind autoritäre Regierungen

Als Haupttriebkraft für religiöse Verfolgung oder Diskriminierung nennt der Bericht autoritäre Regierungen. In 52 Staaten spielten sie eine zentrale Rolle bei der Unterdrückung religiöser Freiheit – darunter China, Iran und Nicaragua. Weitere Ursachen seien religiöser Extremismus, aber auch nationalistische Bewegungen, die Religionszugehörigkeit an ethnische Identität knüpften. Erstmals berücksichtigt „Kirche in Not“ auch organisierte Kriminalität als Bedrohung für die Religionsfreiheit. Betroffen seien davon Länder wie Haiti, Mexiko und Nigeria. Bewaffnete Gruppen und Kartelle nähmen neben ihrem „Kerngeschäft“ auch Gläubige ins Visier, die sich ihnen entgegenstellten. In zahlreichen Ländern lägen gleich mehrere Ursachen für Verletzungen der Religionsfreiheit vor.

Zunahme religiös motivierter Gewalt

Laut der Studie sind besonders Frauen und Mädchen religiöser Minderheiten von religiös motivierter Gewalt betroffen, etwa in Pakistan, Ägypten und Mosambik. Sie würden häufig Opfer von Entführungen, Zwangsehen und sexueller Gewalt. Täter würden nur selten strafrechtlich verfolgt. Auch gingen viele Flüchtlingsströme auf religiöse Verfolgung zurück, besonders in Afrika. In Staaten, in denen aktuell Krieg herrsche, gerate auch die Religionsfreiheit in Gefahr, heißt es dazu. Zudem stellte „Kirche in Not“ eine weltweite Zunahme antisemitischer und antimuslimischer Vorfälle fest, insbesondere nach dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Gaza-Krieg. Staatliche Behörden hätten hier vielfach unzureichend reagiert, kritisiert der Bericht.

Auch der Westen ist betroffen

Auch in westlichen Ländern beobachtet das katholische Hilfswerk eine Zunahme christenfeindlicher Übergriffe, etwa in Form von Vandalismus gegen Kirchen und tätlichen Angriffen auf Geistliche. „Kirche in Not“ kritisiert, dass es in einigen europäischen Staaten trotz anderslautender Verpflichtungen keine zentrale Erfassung solcher Vorfälle gebe.

Religionen als Friedensstifter

Trotz aller Einschränkungen würdigt die Untersuchung das Engagement religiöser Gemeinschaften in Bildung, Nothilfe und Friedensarbeit. Religionsfreiheit sei kein Privileg, sondern ein grundlegendes Menschenrecht, betont „Kirche in Not“. Der Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ wird seit 1999 herausgegeben und berücksichtigt alle Hauptreligionen. Er wird alle zwei Jahre veröffentlicht und ist unter religionsfreiheit-weltweit.de abrufbar.