18.09.2025

Deutschland: Kritische Islamforschung unerwünscht

Das „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“ an der Goethe-Universität Frankfurt am Main wird geschlossen. Warum das ein Fehler ist und Deutschland versagt hat, erklärt die Gründerin und Direktorin des Instituts, Prof. Susanne Schröter.

(IDEA) Am 30. September 2025 wird das „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“ schließen. Die Abschlussveranstaltung fand bereits am 22. August statt. Es war eine internationale Konferenz, bei der Wissenschaftler aus sieben europäischen Staaten eindrücklich vor den Folgen einer weiteren Ausbreitung des Islamismus im Westen warnten. Anders als vorherige Tagungen des Forschungszentrums wurde diese letzte Veranstaltung nicht öffentlich beworben, um einen ungestörten Ablauf zu gewährleisten und die Referenten und Gäste zu schützen. In der Vergangenheit konnten Konferenzen nur unter aufwendigen und kostspieligen Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt werden. Nach der regelrechten Belagerung des Veranstaltungsgebäudes im April 2023, bei der Teilnehmer einer Konferenz zum Thema „Migration steuern, Pluralität gestalten“ von Demonstranten beleidigt und körperlich bedroht wurden, wichen wir auf ein städtisches Gebäude als Veranstaltungsort aus.

Klima der Einschüchterung

Innerhalb der Universität hatten woke Professoren und Studenten ein Klima der Einschüchterung geschaffen, das ein weiteres Arbeiten zunehmend erschwerte. Aus diesem Grund habe ich mich als Leiterin des Forschungszentrums entschieden, keine Verlängerung meiner Forschungsprofessur zu beantragen. Diese wäre notwendig, um die Einrichtung an der Universität weiterzuführen, da das Zentrum, nachdem eine Nachhaltigkeitsoption bereits vor Jahren scheiterte, an meine Person gebunden war.

Kritische Wissenschaftler werden ausgegrenzt

Die geschilderte Situation ist in meinem Fall besonders drastisch, zeigt aber ein grundsätzliches Problem unserer Universitäten, in denen die Wissenschaftsfreiheit zunehmend eingeschränkt wird. Islamismuskritik, kritische Migrationsforschung oder die Kritik an der Transideologie sind kaum noch möglich, weil sie sofort erhebliche Aggressionen woker Professoren, Mitarbeiter, Studenten und mit ihnen verbundener außeruniversitärer Aktivisten hervorrufen. Wer gegen die Dogmen der sogenannten postkolonialen Theorie verstößt, wird als rassistisch oder als islamfeindlich stigmatisiert. Man versucht – in der Regel mit Erfolg – Veranstaltungen und Vorträge zu verhindern und grenzt Wissenschaftler aus, die sich der Doktrin nicht unterwerfen. Bei der postkolonialen Theorie handelt es sich um eine Reihe von Ideologiepaketen, die nur durch ihre gemeinsame Feindschaft gegen den Westen zusammengehalten werden. Man unterscheidet zwischen Tätern, die stets mit den Merkmalen weiß, oft auch männlich und heterosexuell beschrieben werden – und Opfern, zu denen „People of Color“ und Muslime gehören.

„Das fehlende Wissen ist fatal“

Dass eine solche Ideologie in den Geisteswissenschaften beherrschend geworden ist und das Thema des Islamismus nur noch an wenigen Universitäten behandelt werden kann, ist schlimm genug: Dramatischer ist jedoch, dass dies dazu führt, dass dringend benötigtes Wissen in der Gesellschaft fehlt. In einer Situation, in der wir nahezu täglich mit den Folgen eines erstarkenden Islamismus konfrontiert werden, mit religiösem Mobbing in Schulen, einem zunehmenden Antisemitismus, mit Parallelgesellschaften und Clankriminalität, mit Messergewalt und sexuellen Übergriffen im öffentlichen Raum, ist das fehlende Wissen fatal. Wohin uns dies führt, lässt sich in Frankreich, Belgien und England beobachten. Österreich leistet sich eine Dokumentationsstelle politischer Islam mit festangestellten Wissenschaftlern. Diese sorgen in vorbildlicher Weise dafür, dass Wissen generiert und Entscheidungsträgern in der Gesellschaft zur Verfügung gestellt wird. Deutschland versagt in dieser Hinsicht leider vollkommen.

Die Autorin, Prof. Susanne Schröter, ist Ethnologin, vergleichende Kulturwissenschaftlerin und Publizistin. Zuletzt erschien ihr Buch „Der neue Kulturkampf. Wie eine woke Linke Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft bedroht“ (Herder).

Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam

Das „Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam“ wurde 2014 gegründet. Es analysierte wissenschaftlich Entwicklungen und Dynamiken in der islamischen Welt und ihre Auswirkungen auf Europa und Deutschland. Das Institut bot u. a. Vorträge zu Islamismus, Salafismus und Deradikalisierung an.