29.09.2025

Deutschland: Scharfe Kritik an ÖRK-Materialien

zur Gebetswoche für den Frieden - Christlich-jüdische Organisationen und Kirchen werfen dem ÖRK Einseitigkeit vor

Bad Nauheim/Hannover/Darmstadt (IDEA) – Scharfe Kritik haben mehrere kirchliche und christlich-jüdische Organisationen an den Materialien des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK/Genf) zur „Weltweiten Gebetswoche für Frieden in Palästina und Israel“ geübt. Der ÖRK hatte vom 20. bis 26. September 2025 zu Gottesdiensten, Gebeten und Aktionen aufgerufen. Das diesjährige Motto „Wir müssen Rechenschaft geben“ ist an Hebräer 4,13 angelehnt: „Und kein Geschöpf ist vor ihm verborgen, sondern es ist alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, dem wir Rechenschaft geben müssen.“ Nach Angaben des Rates sollten die Unterlagen Gemeinden und Gläubige dazu ermutigen, für ein Ende der „israelischen Besatzung und Unterdrückung“ und „einen gerechten Frieden für alle in Palästina und Israel“ zu beten. Die Dokumente umfassen Liturgien, Gedichte, Erzählungen, Gebete und Betrachtungen. Ziel sei es, dass Kirchen und zivilgesellschaftliche Organisationen weltweit durch Gebet und Engagement „öffentlich Zeugnis“ ablegten.

DKR: Kirchen werden zum „verbissenen Beten gegen Israel“ aufgerufen

Der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR/Bad Nauheim) verurteilte die Materialien als „einseitig“ und „anti-israelisch“. Präsidium und Vorstand erklärten: „Wir verurteilen den Versuch, die Kirchen weltweit dazu zu bewegen, verbissen gegen Israel zu beten!“ Wie schon bei einer Stellungnahme des ÖRK-Zentralkomitees vom Juni werde ausschließlich das Leid der Palästinenser thematisiert, während „Gefährdungen und Leiderfahrungen der Israelis völlig ignoriert“ würden. Die Materialien erwähnten weder das von der Terrormiliz Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 angerichtete Massaker noch die andauernde Geiselhaft von Israelis. Die Israelis würden allein als Täter und die Palästinenser allein als Opfer dargestellt. Der DKR, zu dem mehr als 80 lokale und regionale Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit gehören, kritisiert zudem, dass das biblische Motto aus Hebräer 4,13 „zur Kritik an Israel umgedeutet“ werde. Der DKR begrüßte in diesem Zusammenhang, dass sich der EKD-Auslandsbischof Frank Kopania (Hannover) und die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz (Darmstadt), bereits von den Materialien distanziert hatten. Tietz zufolge sind die Texte des ÖRK unausgewogen und trügen eher zur Polarisierung als zur Förderung des Friedens bei. Sie hatte die Gemeinden aufgerufen, eigene liturgische Formen zu entwickeln, die das Leiden und die Hoffnung aller Menschen in der Region berücksichtigten.