Biblische Besinnung 2025

Weltweiter Gebetstag für verfolgte Christen

Nach ihrer Freilassung gingen Petrus und Johannes zur versammelten Gemeinde. Sie berichteten, was die führenden Priester und die Ratsältesten zu ihnen gesagt hatten. Als sie das gehört hatten, wandten sie sich an Gott. Alle zusammen beteten sie: „Herr, du hast den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen mit allem, was darin ist. Du hast unseren Vorfahren David, deinen Diener, durch den Heiligen Geist sagen lassen: ‚Warum sind die Völker in Aufruhr geraten? Wozu schmieden die Nationen sinnlose Pläne? Die Könige der Welt haben sich aufgelehnt; die Machthaber haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Gesalbten.‘ Tatsächlich ist es hier in dieser Stadt genauso gekommen: Herodes und Pontius Pilatus, Heiden und Menschen aus dem Volk Israel haben sich verbündet – gegen Jesus, deinen heiligen Diener, den du zum Christus gemacht hast. Sie haben das ausgeführt, was du in deiner Macht und nach deinem Plan schon längst vorherbestimmt hast. Herr, höre jetzt, wie sie uns drohen. Hilf uns, deinen Dienern, deine Botschaft mutig und offen zu verkünden. Strecke deine Hand aus und heile Kranke! Lass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Dieners Jesus.“ Nachdem sie so gebetet hatten, bebte die Erde an dem Ort, wo sie versammelt waren. Der Heilige Geist erfüllte sie alle, und sie verkündeten das Wort Gottes mutig und offen.

(Basisbibel)

Apostelgeschichte 4,23-31

Neuer Mut

Dr. Ekkehard Graf, Dekan in Marbach am Neckar, Mitglied im deutschen AKREF
Dr. Ekkehard Graf

Die Apostel Johannes und Petrus hatten im Namen Jesu einen Gelähmten geheilt. Den erstaunten Passanten erklärten sie, dass dieses Wunder durch den Glauben an Jesus geschehen ist. Das gefiel den führenden Leuten Israels nicht, denn nur wenige Wochen zuvor hatten sie die Hinrichtung Jesu veranlasst. Deshalb verhafteten sie die Apostel und verhörten sie scharf. Schließlich verboten sie ihnen, weiterhin von Jesus öffentlich zu reden. Dem widersprachen Petrus und Johannes, wurden dann aber trotzdem freigelassen.

1. Das Lob Gottes

Als Reaktion auf den Bericht der Freigelassenen bricht die Gemeinde, die wahrscheinlich währenddessen in Fürbitte für die verhafteten Apostel beieinander war, in Jubel und Lob Gottes aus. Sie bekennen, dass Gott der Schöpfer der Welt war und ist. Deshalb kann es noch so chaotisch auf der Erde zugehen, der Schöpfer bleibt souverän. Nichts entgeht seinem Blick. Auch wenn sich die aktuellen Machthaber gegen die Gemeinde Jesu wenden, bleibt ihre Macht trotzdem eingeschränkt. Sie können auch in aller schrecklichen Christenverfolgung nichts anderes tun, als was Gott schon längst weiß und im konkreten Fall sogar zulässt.

Diese Perspektive der ersten Christen auf ihre ersten Leidenserfahrungen hilft auch uns, aktuelle Anfeindungen der Gemeinde richtig einzuordnen. Und wir lernen von ihnen, in allen Situationen ins Gebet zu gehen, das nicht nur Klage und Fürbitte enthält, sondern stets auch das Lob des Schöpfers und die Freude am himmlischen Vater zum Ausdruck bringt. Vor allem das gemeinsame Gebet ist von besonderem Wert, wie uns die Apostelgeschichte zeigt. Im Urtext heißt es, dass sie einmütig ihre Stimmen zu Gott erhoben. Deshalb tun auch wir gut daran, den jährlichen Gebetstag für verfolgte Christen in der Gemeinde zu begehen und gemeinsam unsere Stimmen zu Gott zu erheben.

2. Das Leiden Jesu

Im Gebet erinnern sich die Betenden selbst und zugleich Gott an das, was Jesus erleiden musste. Schon König Herodes wollte Jesus kurz nach dessen Geburt töten. Sein Sohn Herodes Antipas ließ Johannes den Täufer hinrichten und versuchte auch Jesus gefangen zu nehmen. Der römische Statthalter Pontius Pilatus hat Jesus zur Kreuzigung verurteilt. Heidnische Soldaten legten Hand an den Sohn Gottes, um ihn zu foltern und schließlich zu töten. Einige jüdische Zeitgenossen waren Jesus feindlich gesinnt und sprachen sich im Sanhedrin für die Todesstrafe aus. Die Feindschaft gegen Jesus vereinte Juden und Römer, die sonst nichts voneinander hielten.

Kein Wunder, dass dasselbe Schicksal auch über die Nachfolger Jesu kommt. Was der Volksmund schon lange kennt, müssen die Christen damals wie heute weltweit erfahren: „Wie der Herr, so’s Gescherr!“ Wenn Jesus Verfolgung und Leiden erfahren hat, dann auch seine Gemeinde. Deshalb werden nun auch die Apostel und die Urgemeinde bedroht – aber sie lassen den Mut nicht sinken. Sie wenden sich im Gebet an den, der alle Macht hat. Sie bekennen sich weiterhin mutig zu ihrem Herrn und folgen ihm auf dem Leidensweg. Die Apostelgeschichte bezeugt dies in nahezu jedem Kapitel. Die Geschichte der christlichen Kirche beweist dies in allen Jahrhunderten. Wie Jesus leiden musste, so leiden auch seine Jüngerinnen und Jünger. Das führt aber nicht in Depression oder Verzweiflung. Im Gegenteil: Leiden um Jesu willen verbindet umso enger mit dem Herrn und gibt Kraft zum Zeugnis.

3. Das Geschenk des Heiligen Geistes

Die Gemeinde bittet nicht um Bewahrung im Leiden, nicht um Verschonung von der Gewalt der Mächtigen. Sie bittet um Mut, sich weiterhin offen zu Jesus zu bekennen. Im griechischen Urtext steht das Wort parresia. Es bezeichnete im antiken Griechenland das demokratische Bürgerrecht auf freie Meinungsäußerung. Paulus schreibt in seinen Briefen mehrmals, dass er trotz aller Bedrängnis parresia erhalten hat und deshalb seinen Auftrag fortsetzen kann. Um diesen Mut müssen auch wir täglich bitten, für unsere Geschwister in der Verfolgung, wie auch für uns in gesellschaftlich immer schwierigeren Zeiten. Christen lassen sich den Mund nicht verbieten. Wir bekennen uns zu unserem Herrn, der die einzige Rettung für alle Menschen ist. Dieses offene Bekenntnis zu Jesus wird der Heilige Geist begleiten durch Zeichen und Wunder. Es ist ein Geschenk des Heiligen Geistes, dass Menschen gesund werden, verändert werden, frei werden, hoffnungsvoll werden. Darum muss es immer im Dienst der Gemeinde in dieser Welt gehen.

Die Apostel und die Christen der Urgemeinde erleben in ihrem gemeinsamen Gebet ein weiteres Wunder. Der Heilige Geist erfüllt sie noch einmal, wie schon ein paar Wochen zuvor an Pfingsten. Das bewirkt in ihnen neue Freude, sie erhalten neuen Mut, ihren Glauben öffentlich zu bekennen. Dieses Geschenk des Heiligen Geistes zu erhalten, ist auch unsere Bitte für die Christen in der Bedrängnis und in unseren oft mutlos gewordenen Gemeinden.

Dr. Ekkehard Graf

Mitglied des Arbeitskreises Religionsfreiheit - Menschenrechte - Verfolgte Christen

Dekan in Marbach, Württembergische Landeskirche

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