Iran

Weltweiter Gebetstag für verfolgte Christen: Länderinformation

Iran-Flagge

Iran

Einwohner:               86,97 Mio.

Hauptstadt:               Teheran

Staatsform:               Theokratische Republik

Staatsoberhaupt:     Oberster Führer Ajatollah Ali Chamenei

Religionen:               Überwiegend schiitische Muslime, 10 % sunnitische Muslime

1,4 % Christen (1,25 Mio.)

Offenheit bei der persischen Bevölkerung für den christlichen Glauben, trotz Verfolgung

Hintergrund

Die Islamische Republik Iran ist auch als schiitischer Gottesstaat bekannt. Allerdings hat das Land in Vorderasien gemeinsame Grenzen mit überwiegend sunnitisch geprägten Ländern wie der Türkei, Pakistan und Afghanistan. Im Süden grenzt es an den Persischen Golf, im Norden an das Kaspische Meer.

Im Jahr 1979 endete die Monarchie im Iran mit der Absetzung von Shah Mohammad Reza Pahlavi. Seitdem wird die islamische Republik von schiitisch-islamischen Religionsführern regiert, die in 45 Jahren eine antiwestliche und christenfeindliche Politik etabliert haben. Die Scharia, die auf dem Koran, Überlieferungen und Auslegungen basiert, ist Grundlage des Rechts und regelt auch das alltägliche Leben. Aktuell ist Ajatollah Ali Chamenei als oberster geistlicher und politischer Führer auch Staatsoberhaupt des Landes. Er wird auf Lebenszeit gewählt, ihm unterstehen das Militär sowie die paramilitärischen Milizen. Präsident ist Massud Peseschkian.

Mehrere Millionen Iraner leben aufgrund der repressiven Politik des Regimes im Ausland, darunter viele gut ausgebildete junge Menschen. Das schwächt die Wirtschaft und Entwicklung des Landes, ebenso auch Sanktionen der EU und der USA aufgrund Irans Entwicklung militärischer Kerntechnik. Innerhalb der letzten rund 100 Jahre wuchs die Bevölkerung von 12 auf 87 Millionen, 75 % von ihnen leben in Städten.

Immer wieder kommt es im Land zu großen Protesten gegen die Regierung, wie etwa nach dem Tod von Jina Mahsa Amini, die im September 2022 in Polizeigewahrsam verstarb. Der Slogan der Protestbewegung „Frau, Leben, Freiheit“ weist auf die systematische Unterdrückung von Frauen hin. Bei der durch Sicherheitskräfte gewaltsamen Niederschlagung der Proteste sind laut Bericht der UN zahlreiche Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt worden, wie auch bei anderen Protesten.

Keine Religionsfreiheit – der Islam ist Staatsreligion; Christen werden unterdrückt und verfolgt

Offiziell folgen die meisten Iraner der Staatsreligion, dem schiitischen Islam. Viele von ihnen sind aber auch stolz auf ihre vorislamische persische Kultur. Die iranische Verfassung erkennt in Artikel 13 und 14 vier religiöse Gruppen an: Muslime, Zoroastrier, Juden und Christen. Gleichzeitig erfährt jeder, der kein schiitischer Muslim ist, Diskriminierung und Einschränkungen seiner Rechte. Etwa 10 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Streng-religiöse muslimische Familien üben häufig Druck auf Familienmitglieder aus, die sich vom Islam ab- und dem christlichen Glauben zugewandt haben. Traditionell christlich geprägte Volksgruppen wie Armenier oder Assyrer dürfen Gottesdienste in ihren Landessprachen feiern, ihre Aktivitäten werden jedoch überwacht. Muslimen sowie Christen muslimischer Herkunft ist es verboten, daran teilzunehmen.

Nicht anerkannte Minderheiten wie christliche Konvertiten, Bahai, Derwische und Nichtgläubige sind schweren Verletzungen ihrer Rechte ausgesetzt. Die meisten der Hunderttausenden iranischen Konvertiten, die sich dem christlichen Glauben zugewendet haben, versammeln sich in kleinen Hauskreisen. Die größte Bedrohung für sie geht von den iranischen Sicherheitsdiensten aus. Diese überwachen auch die Online-Aktivitäten von Christen und sammeln Informationen, um sie als Beweis für „Handlungen gegen die nationale Sicherheit“ oder „Spionage für zionistische Regime“ zu verwenden. Tausende iranische Christen mit muslimischem Hintergrund sind aus dem Land geflohen – aus Angst vor Verhaftung, Folter einschließlich Einzelhaft und mehrjährigen Gefängnisstrafen.

Die UN hat am 15. November 2023 eine Resolution zu Menschenrechtsverletzungen gegen religiöse Minderheiten im Iran verabschiedet. Demnach sind Christen und „insbesondere Konvertiten aus dem Islam zunehmend Belästigung, Einschüchterung, Verfolgung, willkürlicher Verhaftung und Inhaftierung sowie Aufstachelung zu Hass, der zu Gewalt führt“ ausgesetzt. Darüber hinaus wird auf „Einschränkungen bei der Einrichtung von Gebetsstätten“ hingewiesen. Nach zahlreichen Kirchenschließungen gibt es mittlerweile im Iran für persische Christen kaum noch Möglichkeiten, Gottesdienste in ihrer Sprache zu feiern.

Die Abkehr vom Islam kann mit dem Tod bestraft werden. Allerdings gab es seit vielen Jahren keine offiziell bekannte entsprechende Verurteilung. Wer sich vom Islam abwendet und Christ wird und seinen neuen Glauben aktiv lebt, gerät oft in den Fokus der Behörden. Es drohen Verhaftung, Verhöre und auch langjährige Haftstrafen für Konvertiten, die ihren Glauben offen leben und das Evangelium verbreiten. Als Grund für ihre Verurteilung wird oft „Gefährdung der nationalen Sicherheit“ oder „Aktivität in Hauskirchen“ oder „Propaganda, die der heiligen Religion des Islam widerspricht und sie stört“ angegeben. Christliche Konvertiten wie etwa Saheb Fadaie und Youcef Nadarkhani wurden zusätzlich zu ihrer Haftstrafe wegen „Trinken von Abendmahlwein“ bzw. weil sie nach einem Hafturlaub nicht rechtzeitig ins Gefängnis zurückgekehrt waren, mit Peitschenhieben bestraft. Saheb Fadaie wurde außerdem zu zwei Jahren Exil verurteilt. Exil als verlängerte Strafe ist keine Seltenheit und soll die christlichen Gemeinden schwächen, ebenso wie die bei Verhaftung erzwungene Hinterlegung hoher Kautionen, die bei Flucht der Christen außer Landes den Behörden zufallen. Auch deshalb drängen die Behörden christliche Konvertiten zur Flucht.

Leben als Christ im Iran

Die armenischen und assyrischen Kirchen werden trotz ihrer Unterdrückung gerne vom Regime als Beleg für Religionsfreiheit im Land vorgeführt. Dabei wird von den christlichen Leitern erwartet, dass sie bei festlichen Anlässen die Regierung diesbezüglich loben und mit ihnen kooperieren.

Die große Mehrheit der rund 1,25 Millionen Christen in Iran sind ehemalige Muslime. Viele von ihnen gehören protestantischen Freikirchen an. Die Behörden unternehmen viel, um diese Konvertiten aufzuspüren und unter Druck zu setzen – bei Verhören etwa, dass sie ihren christlichen Glauben aufgeben oder das Land verlassen sollen. Razzien in Wohnungen engagierter Christen sind häufig. Auch nach der Begnadigung mehrerer christlicher Gefangener zu Beginn des Jahres 2023 belegen erneute Razzien, dass Mitglieder von Hauskirchen weiterhin gezielt verfolgt werden. Allein zwischen Juni und September 2023 wurden über 100 Christen verhaftet. Mehrere von ihnen wurden wegen „staatsfeindlicher Propaganda“ nach Artikel 500 des iranischen Strafrechts sowie wegen „Gründung und Leitung einer Hauskirche“ gemäß Artikel 498 zu bis zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.

Die Mehrheit der 2023 verhafteten Christen möchte ihre Situation nicht öffentlich machen, in der Hoffnung, dies würde ihre Fälle günstig beeinflussen. So werden leider weniger Betroffene bekannt.

Auf dem Weltverfolgungsindex belegt Iran als Land mit extremer Christenverfolgung Platz 9. Die Christen dort sind dringend auf die Unterstützung durch die weltweite Gemeinde angewiesen, besonders auf anhaltendes Gebet.

Wir beten für

  • eine wachsende Einheit der Christen im Land.
  • die Gemeindeleiter, dass Jesus ihnen weiterhin Weisheit schenkt, ihre Gemeinden durch die Zeiten von Verfolgung zu führen.
  • Mut und Entschlossenheit der Christen, das Evangelium weiter im Land zu verbreiten.
  • Bewahrung der Christen vor den Sicherheitskräften, dass ihre Versammlungen nicht entdeckt werden.
  • die ehemaligen Muslime, die jetzt Jesus nachfolgen und deshalb verfolgt werden.
  • die Christen, die wegen ihres Glaubens an Jesus in Haft sind – und für ihre Familien.

Ado Greve, AKREF Deutschland

Pressereferent Open Doors