Mali

Weltweiter Gebetstag für verfolgte Christen: Länderinformation

Mali: Zunehmender Druck auf die Christen

Mali Nationalflagge
  • Einwohnerzahl: 21,99 Mio.
  • Hauptstadt: Bamako
  • Staatsform: Semipräsidentielle Republik
  • Staatsoberhaupt: Präsident Assimi Goïta (kommissarisch)
  • Religionen: Muslime 93,9 %, Christen 2,8 %, Animisten 0,7 %, keine 2,5 % (2018, Schätzung)

Mali, seit 1960 von der Kolonialmacht Frankreich unabhängig, war noch in den frühen 2000er-Jahren ein freundliches Vorzeigeland, das sich demokratisch und wirtschaftlich relativ gut entwickelte. Besonders die Gastfreundschaft und Fröhlichkeit der Menschen, die in dem riesigen, kargen Land ihren Alltag meistern, fiel auf. Seit 2012 – nach dem Ableben von Muammar al-Gaddafi in Libyen – ist die Stabilität im ganzen Sahel ins Wanken gekommen. Die separatistischen Bestrebungen der Tuareg (Nomadenvolk) im Norden Malis sind wieder aufgeflammt. Dazu gesellten sich verschiedene dschihadistische Gruppierungen, die ihrer Ideologie folgend, zunehmend Land und Macht zur Aufrichtung eines islamischen Kalifats beanspruchen. Unter ihnen sind Ausläufer des Islamischen Staates, der Boko Haram und der Al-Quaida.

Mali ist zu einem Land der Gegensätze geworden: Im nördlichen Teil tobt islamistischer Terror – doch die Regierung im Süden ist säkular. Von dieser und einem großen Teil der muslimischen Bevölkerung (90 %) wird die christliche Minderheit (knapp 3 %) respektiert.

Dort aber, wo die Dschihadisten hinkommen, fordern sie die Einhaltung des islamischen Gesetzes (Scharia) ein, schließen Schulen und fordern von der Bevölkerung Abgaben in Form von Naturalien und jungen Männern, die sich in ihren Reihen zum „heiligen Krieg“ ausbilden lassen. In sehr vielen ländlichen Gegenden Malis finden sie eine rein muslimische Bevölkerung vor. Doch bei weitem nicht alle beugen sich den Vorschriften und Forderungen der extremistischen Glaubensgenossen. Die, die sich nicht unterwerfen, haben oft mit verheerenden Folgen zu rechnen: Dörfer werden überfallen und geplündert, Häuser und Felder abgebrannt, Menschen getötet oder entführt. Die malische Regierung stellt sich gegen die Dschihadisten, ist aber militärisch nicht stark genug aufgestellt, um alle Teile des riesigen Landes verteidigen zu können. Viele Zivilisten fliehen in die größeren Städte, wo die Lager von Binnenflüchtlingen überquellen.

Nicht alle Dschihadistengruppen sind gleich. Mit manchen fällt es leichter, sich zu arrangieren. Eine einheimische Christin erzählt: „Sie haben bewaffnete Männer auf Motorrädern zum Pastor geschickt, mit der Botschaft, wie sich die Christen verhalten sollten. Die Kleidung muss den Vorschriften entsprechen, vor der Kirche müssen alle die Schuhe ausziehen, die Frauen und die Männer müssen im Gottesdienst getrennt sitzen. Keinesfalls dürfe jemand Kontakt mit dem malischen Militär oder Angehörigen irgendeines öffentlichen Dienstes aufnehmen!“ – Erstaunlich! Ernsthaftem Glauben wird von so manchem mit Respekt gegenübergetreten.

Keine echte Religionsfreiheit

Wer vom Islam zum Christentum konvertiert, muss mit zum Teil massiver Anfeindung von Seiten seiner Familie rechnen. Denn jemanden ans Christentum zu verlieren, bringt Schande über den Familien-Klan, der gesellschaftlich unter Druck steht, den Abtrünnigen wieder zurückzubringen. Monique, eine Konvertitin aus dem radikal islamischen Norden Timbuktu berichtet davon: „Sie packten mich auf offener Straße, rissen mir bis auf die Unterwäsche die Kleider vom Leib. Da war niemand, der mir half. Schließlich sah ich einen Soldaten und rannte auf ihn zu. Er erkannte mich, da wir ihm 2012 zur Flucht verholfen hatten. Er war mit uns in den Süden gekommen, und wir hatten uns zusammen im Haus eines Pastors versteckt. Der half mir nun, vor meiner eigenen Familie zu fliehen.“ Monique hat inzwischen die Bibelschule abgeschlossen und ist mit einem Arzt verheiratet. „Ich weiß, dass jetzt die Christen meine Familie sind. Aber von den eigenen Angehörigen so misshandelt zu werden, tut weh. Besonders schmerzt es, dass meine Mutter da mitgemacht hat. Es sind Narben, die im Herzen bleiben.“

Nicht alle bleiben so standhaft wie Monique. Wer keine Anbindung an lokale christliche Gemeinden sucht oder auch nicht die geografische Möglichkeit hat, fällt wieder vom Glauben an Jesus ab.

Verarmung der Christen durch Schutzsteuer

In einem westlichen Landstrich Malis, wo es viele Christen gibt, waren diese bis vor etwa einem halben Jahr nur Mit-Leidtragende der Situation, wie ihre muslimischen Nachbarn auch. Doch die Lage hat sich für sie verschärft, als sie eine Einberufung zu den Besetzern bekamen: Sie sind lange genug geduldet worden, nun müssen sie sich alle zum Islam bekehren! Wer das nicht tut, muss woanders hingehen oder eine hohe Steuer – bedeutend höher als die regulären Abgaben der anderen – zahlen. Es handelt sich hier um die so genannte Jizya, eine Kopfsteuer, die sich auf den Koran gründet und sich an Nichtmuslime unter islamischer Herrschaft richtet.  Nach so einer Ansage bleibt es dann wochenlang ruhig. Banges Warten. Dann kommen Gesandte, um zu kontrollieren und die Einhebung der „Ungläubigen-Steuer“ anzukündigen. Viele Familien gehen fort, aber wohin? Andere bleiben, denn hier sind ihre Felder ihre Lebensgrundlage. Mit vereinten Kräften und der Hilfe anderer Glaubensgeschwister im Land kratzen sie die horrende Summe zusammen. Aber wie lange können sie das durchhalten? Wann wird sich diese Situation wieder bessern? Besteht überhaupt Hoffnung?

Auch in der Region Mopti im Südosten von Mali zwingen Islamisten Christen inzwischen diese religiöse Schutzsteuer zu bezahlen. Es wird nun befürchtet, dass die Erhebung noch weiter ausgedehnt werden könnte, und dass die Gelder direkt den Dschihadisten in Mali zugutekommen.

Wohl deshalb ist Mali inzwischen auf Platz 14 des Weltverfolgungsindex von Open Doors vorgerückt. Noch 2021 befand es sich an 28. Stelle.

Standhaftes Durchhalten zahlt sich aus

Der Vater von Amadou (Name geändert) hat mit drei Frauen 29 Kinder. Amadou gehört zum Volksstamm der Fulani, berüchtigt durch mörderische Übergriffe radikaler Mitglieder auf Christen. Er schreibt: „Ich habe Jesus Christus durch einen Freund kennengelernt. Sein Mut und sein Engagement haben mich berührt. Nach meiner Entscheidung für Jesus musste ich meine Familie verlassen, nachdem sie mehrere Mordversuche gegen mich unternommen hatten. Meine Mutter verhalf mir dann zur Flucht. Meine spätere Entscheidung, mich mit meiner Familie zu versöhnen, war ein Kampf. Heute, nach mehr als dreieinhalb Jahren, kann ich es wieder wagen, in mein Dorf zu gehen. Doch für meinen Vater bin ich ein unehelicher Bastard. Alles, was ich berühre, ist unrein. Mein Geschirr muss siebenmal gewaschen werden. Aber ich freue mich, dass bereits sechs meiner Geschwister Christen sind, darunter die Schwester, die mehrfach versucht hat, mich zu vergiften.“ – Gerade unter Verfolgung wächst die Gemeinde Jesus.

Wir beten

  • dass statt Hass Vergebung möglich ist. Denn in den langen Jahren der Kriegswirren haben viele Menschen liebe Angehörige verloren;
  • für die vielen Familien und ihre Ortsgemeinden, die nun vor der schwierigen Entscheidung stehen, ihre Dörfer zu verlassen und damit vor dem Nichts zu stehen;
  • dass der Glaube der malischen Gemeinden durch diese Bedrängnisse stärker wird;
  • dass die Gemeinden, denen es verhältnismäßig gut geht (Hauptstadt Bamako), Anteil nehmen an dem Elend der leidtragenden Gemeinden und sich solidarisch verhalten; 
  • für die Verfolger, von den Größten über ihre Handlanger bis zu den kleinsten, die sich in ihre Reihen haben rekrutieren lassen, dass Jesus ihnen begegnet;
  • dass die Regierung wieder den Säkularismus durchsetzen und die religiöse Schutzsteuer auf ihrem Gebiet verbieten kann.

Autorin: Anne-Marie Klade, AKREF Österreich

Mali - Verarmung der Christen durch Schutzsteuer