03.01.2020

Deutschland: Brandanschlag auf Auto eines christlichen Journalisten

Landeskirche und Bistum stellen sich hinter Gunnar Schupelius

Berlin (idea) – Der evangelische Christ und Chefkolumnist der Berliner Boulevardzeitung B.Z., Gunnar Schupelius (Berlin), ist Opfer eines Brandanschlags geworden. Bislang unbekannte Täter zündeten am 31. Dezember sein Fahrzeug an. Der Polizei zufolge wurde das Auto nahezu vollständig zerstört, zwei weitere kamen zu Schaden. Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes ermittelt. Zu dem Anschlag bekannte sich eine „Feministische Autonome Zelle“. Auf der linken Internetplattform de.indymedia.org veröffentlichte die Gruppe ein Bekennerschreiben, in dem sie unter anderem auch die christlichen Wertvorstellungen Schupelius’ kritisiert. So nennen die Verfasser etwa Aufrufe des Journalisten zum „Marsch für das Leben“. Schupelius’ christliche Wertevorstellung sieht die Gruppe dabei als „annoncierte Nächstenliebe“, die allein denen gelte, „die sich dem Konzept von heteronormativen Weltvorstellungen unterwerfen“. Demnach sei sein Platz „irgendwo zwischen Werte-Union, Kirchengruppe und der AfD“. Wie ein Kollege des Journalisten, B.Z.-Reporter Axel Lier, schreibt, handelt es sich bei dem Anschlag um den zweiten Vorfall dieser Art. So kam es bereits im März 2014 zu Brandstiftung am damaligen Wagen von Schupelius.

Kirchenleiter verurteilen Einschüchterung und Gewalt gegen Andersdenkende

Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Christian Stäblein, und der Erzbischof des Erzbistums Berlin, Heiner Koch, verurteilen die Tat. „Wir sind schockiert und empört über die gewalttätigen Angriffe gegen den Journalisten Gunnar Schupelius und über die Drohungen gegen seine Familie“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Meinungsfreiheit und Menschenrechte seien höchstes Gut im Land. „Wir verurteilen aufs Schärfste alle Akte der Einschüchterung und Gewalt gegen Andersdenkende“, so die Kirchenleiter.

Kritik am Deutschen Journalisten-Verband

Der Journalist und Autor Alexander Wendt (München) kritisiert in einem Online-Beitrag des liberal-konservativen Meinungsmagazins „Tichys Einblick“ (Frankfurt am Main) zudem den Umgang des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) mit der Tat. So habe der Verband zu dem Anschlag weder eine Pressemitteilung veröffentlicht noch Schutzmaßnahmen für den Betroffenen gefordert – im Gegensatz zu anderen Fällen. Wendt zufolge gehört Schupelius „zu den wenigen Journalisten Berlins, die immer wieder die rot-rot-grüne Regierung und die linksradikale Szene der Hauptstadt kritisieren“. So entstehe der Eindruck, der Verband unterstütze bedrohte Journalisten nach dem Motto „links vor rechts“. Schupelius besuchte die Axel-Springer-Journalistenschule und arbeitete anschließend für verschiedene Medien, unter anderem für „Bild“, „Welt am Sonntag“ und das Nachrichtenmagazin „Focus“. Er veröffentlicht regelmäßig seine Kolumne „Mein Ärger – der gerechte Zorn von Gunnar Schupelius“. Darin äußerte sich der Protestant auch kritisch zu kirchlichen Entscheidungen wie etwa dem geplanten Rettungsschiff der EKD oder dass der Klimaschutz in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz „fast wie eine Religion gehandelt“ wird. Am 27. Dezember hatten mehrere Täter vor dem Konferenzzentrum der „Tübinger Offensiven Stadtmission“ (TOS) einen Kleinbus in Brand gesteckt und den Eingangsbereich des Gottesdienstraums mit lila Farbe besprüht. Auch in diesem Fall gab es ein Bekennerschreiben einer „Feministischen Autonomen Zelle“.