Eritrea

Weltweiter Gebetstag für verfolgte Christen: Länderinformation

  • Einwohner: 3,66 Mio.
  • Hauptstadt: Asmara
  • Staatsform: Präsidialrepublik (Einparteiensystem)
  • Staatsoberhaupt: Präsident Isayas Afewerki
  • Religionen: Christen: 46,7 % orthodox, katholisch, protestantisch;
  • Muslime: 51,4 % sunnitisch; ca. 2 % traditionelle Religionen

Seit 30 Jahren unabhängig, aber die Regierung wählt die Diktatur statt der Demokratie

Hintergrund

Der ostafrikanische Staat Eritrea grenzt im Nordosten mit einer rund 1.200 km langen Küste an das Rote Meer, von dem sich auch sein Name ableitet. Im Nordwesten teilt sich das Land die Grenze mit dem Sudan, im Südosten mit Dschibuti. Mit Äthiopien, dem Nachbarn im Süden, war das wesentlich kleinere Eritrea bis 1991 in einen dreißig Jahre andauernden Krieg verwickelt. Am 24. Mai 1993 erklärte es seine Unabhängigkeit von Äthiopien. Bewaffnete Konflikte zwischen den beiden Ländern gab es jedoch bis in die jüngste Vergangenheit.

Seit mehr als 30 Jahren führt Präsident Isayas Afewerki das Land am Horn von Afrika mit eiserner Hand. Unter ihm gab es weder nationale Präsidentschafts- noch Parlamentswahlen. Mit seinem Hinweis auf den Befreiungskampf rechtfertigt er, dass alle jungen Männer und Frauen 18 Monate Wehrdienst leisten müssen, um eine starke Armee zu stellen. Der Wehrdienst mündet allerdings oft in jahre- oder jahrzehntelange Zwangsarbeit, etwa in der Landwirtschaft oder im Straßenbau. Auch wegen der miserablen Bezahlung sind deshalb Hunderttausende aus dem Land geflohen, da es für sie kaum berufliche und soziale Perspektiven gibt. Vor allem Gebildete verlassen das Land.

Wer den Wehrdienst verweigert, auch aufgrund religiöser Überzeugungen, wird inhaftiert, oft für mehrere Jahre. Dort warten Folter, Hunger sowie Gewalt, Missbrauch und Krankheiten. Gefangenen aus Gewissensgründen wird die Entlassung aus der Haft angeboten, wenn sie sich von ihrem Glauben lossagen. Menschenrechtsorganisationen halten Eritrea für eines der repressivsten Länder der Welt. Politische Proteste sind nicht erlaubt, und es gibt keine unabhängigen Medien im Land. NGOs können nicht frei arbeiten. Aufgrund zahlreicher Menschenrechtsverletzungen erhält das Land kaum internationale Hilfe aus dem Westen. Allerdings investieren Länder wie Iran und China und auch Russland in Eritrea.

Eingeschränkte Religionsfreiheit für einige Gruppen, keinerlei Glaubensfreiheit für viele Christen

Von den 3,66 Millionen Menschen im Land folgen 1,88 Millionen (51,4 %) dem Islam (zumeist sunnitisch), rund 1,71 Millionen (46,7 %) bekennen sich zu Jesus Christus. Andere sind etwa Agnostiker oder Anhänger von Naturreligionen.

Die Eritreisch-Orthodoxe Kirche (EOK), auch Tewahedo Kirche genannt (Tewahedo betont die Einheit der göttlichen und menschlichen Natur von Jesus Christus), hatte sich 1993 von der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche abgespalten und ist die größte Kirche im Land, gefolgt von der zahlenmäßig wesentlich kleineren Eritreisch-Katholischen sowie Eritreisch-Lutherischen Kirche.

Seit Mai 2002 erkennt die Regierung nur den sunnitischen Islam, die katholische, die evangelisch-lutherische und die orthodoxe Kirche offiziell an. Alle anderen Gemeinden, inklusive derer, die eine offizielle Anerkennung gemäß einem Erlass von 1997 beantragt hatten, wurden geschlossen. Bis heute verweigert die Regierung ihnen die Registrierung. Protestantische Freikirchen gelten als „Agenten des Westens“ und sind verboten. Versammlungen sowie die Veröffentlichung oder Verteilung christlicher Bücher, Zeitschriften und Musik sind illegal, ebenso missionarische Aktivitäten. Die Behörden überwachen Hausversammlungen und verhaften zugehörige Christen seit 2002; vorgeblich nicht wegen ihres Glaubens, sondern aus anderen Gründen. Durch Folter im Gefängnis sollen sie gezwungen werden, ihren Glauben zu widerrufen. Infolge von Hunger, Zwangsarbeit sowie der harten Behandlung und der Verweigerung von medizinischer Hilfe sind etliche von ihnen im Gefängnis gestorben. Die Haft kann einen Monat oder auch mehrere Jahre dauern. Christen werden willkürlich immer wieder verhaftet und freigelassen, wieder verhaftet und wieder freigelassen. Mehr als 240 wurden im vergangenen Jahr inhaftiert.

Ein lokaler Pastor, der mehr als sechs Jahre in Haft verbrachte, berichtet: „Die Haftbedingungen in Asmara, wo viele Christen inhaftiert sind, sind extrem schlecht. Einige Zellen sind nur zwei Quadratmeter groß. Es gibt keine Fenster. Die Folter war sowohl psychisch als auch physisch. Es wurden keine Methode ausgelassen, um Christen dahin zu bringen, dass sie sich im Austausch für ihre Freiheit von Jesus abwenden.“ Und weiter: „Wir wurden wie Sklaven behandelt. Sie versuchen auf jede erdenkliche Weise, deinen Körper, deinen Geist und deine Gesundheit zu erschöpfen. Es gibt sehr wenig zu essen. Es herrscht Wasserknappheit und es gibt kein sauberes Wasser. Wir wurden schwer geschlagen.“ Aber selbst unter diesen Umständen teilte der Pastor das Evangelium mit anderen Häftlingen und auch mit Wärtern. „Etliche kamen zum Glauben an Jesus. Wir beteten viel und erlebten die Gnade Gottes.“

Leben als Christ in Eritrea

Auch genehmigte Kirchen sind zunehmend mit Einschränkungen und Überwachung konfrontiert. Einige hochrangige Kirchenführer sind seit über 20 Jahren inhaftiert. Im Februar 2022 starb Abune Antonios, der Patriarch der Eritreisch-Orthodoxen Kirche. Er war 2007 wegen seines Widerstands gegen die Einmischung der Regierung in kirchliche Belange von dieser gewaltsam abgesetzt und unter Hausarrest gestellt bzw. in Isolationshaft genommen worden.

Christen, die von der Orthodoxen Kirche in Freikirchen wechseln, sowie ehemalige Muslime sind der stärksten Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt, zuallererst durch ihre Familien und durch die Gesellschaft, aber auch durch die Behörden. Der Druck auf sie sowie auf Christen nicht-registrierter Kirchen hat in den letzten Jahren zugenommen. Telefongespräche werden überwacht, der Zugang zum Internet wird erschwert und im Auftrag der Regierung werden sie von ihren Nachbarn ausspioniert. Razzien geschehen fortwährend. Bei Verhaftungen liegt in vielen Fällen keine formelle Anklage vor, auch Gerichtsverfahren gibt es oft nicht, was eine Missachtung der Menschenrechte bedeutet.

Christen müssen ihre Haft in Gebäuden, aber auch in Erdlöchern, Höhlen oder in Schiffscontainern verbringen. In letzteren ist es nachts sehr kalt, tagsüber können die Temperaturen auf 50 Grad Celsius steigen. Die Häftlinge sind unmenschlichen Bedingungen und Folter ausgesetzt.

Aufgrund des anhaltend hohen Drucks auf Christen nicht-registrierter Kirchen müssen einige von ihnen die Region, manche sogar das Land verlassen. Zusätzlich zu behördlichen Schikanen werden ihnen etwa Genehmigungen oder Zulassungen in Beruf und Ausbildung verweigert. Gemeindeleiter können nicht ausreichend geschult werden, der Nachwuchs an Leitern fehlt.

Auf dem Weltverfolgungsindex belegt Eritrea als Land mit extremer Christenverfolgung Platz 4. Die Christen dort sind dringend auf die Unterstützung durch die weltweite Gemeinde angewiesen, besonders auf anhaltendes Gebet.

Wir beten für

  • die Christen in Eritrea, dass sie trotz konfessioneller Unterschiede die Einheit suchen.
  • die inhaftierten Christen aus Freikirchen, dass sie freikommen und ihnen Gerechtigkeit widerfährt.
  • die Christen in den Gefängnissen, dass sie durchhalten und weiterhin ein Zeugnis für Jesus sein können.
  • die nichtregistrierten Gemeinden, dass sie sich versammeln können und endlich staatlich anerkannt werden.
  • die Konvertiten aus Islam und Orthodoxie, dass sie ihren Glauben frei und fröhlich leben können.


Ado Greve, AKREF Deutschland,
Pressereferent Open Doors